Dr. Gudrun Kugler, Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat und Sprecherin für Menschenrechte der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), hielt am 25. Mai 2022 vor rund 40 Teilnehmern im Scruton Café des Mathias Corvinus Collegium (MCC) einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema "Meinungsfreiheit, Grundrechte und Freiheiten in Europa aus der Sicht einer Politikerin".

Die Veranstaltung wurde von Bence Bauer, dem Direktor des Ungarisch-Deutschen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, sowie Rodrigo Ballester, dem Leiter der Werkstatt für Europastudien des MCC, eröffnet. In seinem Grußwort betonte Ballester, dass es aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen, die als „Wokismus“, politische Korrektheit oder „cancel culture“ bezeichnet werden können, immer schwieriger wird, sich frei zu äußern ohne jemanden zu kränken. Es ist daher eine besondere Freude für das MCC, eine gläubige, konservative und aktive Politikerin aus Mitteleuropa begrüßen zu dürfen, die sich täglich mit diesen Phänomenen auseinandersetzen muss.

Als Einführung in das Thema sagte die Abgeordnete, dass die Freiheit nicht selbstverständlich sei und jede Generation erneut für ihre eigene Freiheit kämpfen müsse. Außerdem äußerte sie ihre drei Bedenken bezüglich der sogenannten „cancel culture“ und der politischen Korrektheit. Dabei nannte sie an erster Stelle die Grundfrage, wie man Fakten offen darlegen kann, ohne dabei Andere zu verletzen. Kugler veranschaulichte anhand einer Reihe von Beispielen aus ihrer eigenen politischen Laufbahn, dem Hochschulwesen sowie der Filmindustrie, wie sich die „cancel culture“ auf alle Lebensbereiche auswirkt. Das zweite Anliegen der Politikerin ist die Rolle der sozialen Medien in unserer Kommunikation: sie ist der Meinung, dass das Produkt dieser Plattformen die Veränderung des menschlichen Verhaltens ist und dies zu ernsthaften psychologischen Problemen führen kann. Dabei verwies sie unter anderem auf die Verbreitung von Desinformationen in den sozialen Medien und auf die Ermessensfreiheit der Betreiber dieser Plattformen, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Kuglers dritter Punkt war der Widerspruch und Konflikt zwischen dem Christentum und der modernen europäischen Gesellschaft, dem sich Gläubige und Konservative heutzutage stellen müssen.

Diese Aspekte können ihrer Meinung nach nur in erwachsenen Debatten diskutiert werden, in denen Meinungsverschiedenheiten nicht vom Tisch gefegt, sondern akzeptiert werden. Außerdem sollte der Staat den Bürgern nicht vorschreiben wie sie zu leben haben, sondern ihre Privatsphäre respektieren. Ferner betonte Kugler auch, dass das beste Mittel gegen jede Art von Hassrede eine ruhige und auf Fakten basierende Reaktion oder Antwort sei.

Die anschließende Diskussion wurde von Tünde Darkó, Projektassistentin für Begabtenförderung und Kommunikation, moderiert und mit einem anschließenden Stehempfang abgeschlossen.