Vom 4. bis 7. Juni 2024 war Prof. Dr. Miloš Řezník, Historiker, scheidender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, Vorsitzender der Tschechisch-Deutschen Historischen Kommission und Professor für Europäische Regionalgeschichte an der TU Chemnitz, Gast des Ungarisch-Deutschen Instituts am Mathias Corvinus Collegium (MCC). Während seines Aufenthaltes in Ungarn traf der Professor mit Vertretern und Experten aus Geschichte, Politikwissenschaft und der deutschen Gemeinschaft in Ungarn zusammen.
Am 6. Juni hielt Professor Řezník in Miskolc einen Vortrag mit dem Titel „Region und Nation in europäischen Nationsbildungsprozessen“, der von etwa 30 Personen besucht wurde. Im Anschluss an den Vortrag nahm Řezník an einer kurzen Podiumsdiskussion mit Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, und Péter Dobrowiecki, Forschungsleiter des DUI, teil.
Die moderne Nation sei eine Organisationsform der Gesellschaft, die im Laufe der Geschichte viele Veränderungen erfahren habe. Was bedeutt es, einer Nation anzugehören? Fragen zum Konzept der Nation in Europa seien bereits im 19. Jahrhundert gestellt und beantwortet worden, aber es sei wichtig, dieses Thema heute wieder aufzugreifen, so Prof. Dr. Miloš Řezník in seinem Vortrag.
Der Historiker wies darauf hin, dass bereits die Nationalbewegungen früherer Jahrhunderte mit dem Problem konfrontiert gewesen seien, dass es innerhalb einer Nation viele Gebiete gibt, in denen die Menschen unterschiedliche Dialekte sprechen, unterschiedliche Bräuche, unterschiedliche Lebensweisen und sogar unterschiedliche Religionen haben. Die Nationalbewegungen hätten sich daher auch in erster Linie auf die Regionen konzentriert und sogar die Einheit der Regionen neudefiniert. In den 1990er Jahren sei die regionale Vielfalt als lokales Erbe betrachtet worden, und vielerorts, auch in Deutschland, seien regionale Identitäten in den Vordergrund getreten.
Es wurde auch darüber diskutiert, wie wir den Begriff der Region heute definieren können. Über die Sprache? Durch die geografische Lage? Nach Ansicht des Geschichtsprofessors gebe es eine strukturelle und eine objektive Definition, aber man könne auch von einem grenzüberschreitenden Regionalismus sprechen. Im Gespräch über Nationen, fiel das Wort auch auf die Rolle der Sprache und der Kultur, die die Nationen nicht trenne, sondern sie vielfältig mache.