Eine multipolare Weltordnung forderte Prof. Dr. Heinz Theisen am 9. November bei einer Veranstaltung des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am MCC, bei der er vor fast 50 Teilnehmern sein neuestes Buch vorstellte. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Bence Bauer, dem Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, der die Bedeutung solcher Veranstaltungen und Besuche für die Vertiefung der bilateralen Beziehungen hervorhob. In seiner Einführungsrede sprach Professor Theisen über die Herausforderungen und die Rolle Europas, einschließlich der Position Ungarns und Deutschlands, sowie über aktuelle geopolitische Entwicklungen.

 

Selbstbehauptung und ein starkes Bekenntnis zum nationalen Interesse seien für die mittel- und osteuropäischen Länder besonders wichtig, so der Politikwissenschaftler. Diese Länder haben im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die Erfahrung gemacht, wie es ist, unter Unterdrückung zu leben. Theisen betonte auch, dass er besondere Sympathie dafür empfinde, dass Ungarn im Gegensatz zu Deutschland den Mut gehabt habe, auch in der aktuellen Kriegssituation für seine Interessen einzutreten und sie zu verteidigen. Der westliche linke „Mainstream“, so Theisen, denke in einer globalen Gesellschaft, was ein idealistisches, falsches Weltbild sei. Stattdessen sollten wir uns auf regionale Interessen konzentrieren und interne Spaltungen beseitigen, damit lokale Kulturen und Mächte Seite an Seite leben und, wenn nötig, gemeinsam gegen Angriffe und Bedrohungen von außen vorgehen können. In seinem Vortrag betonte Theisen auch, dass dies in Europa besonders notwendig sei, da der Kontinent wirtschaftlich und demographisch anfälliger sei als Nordamerika oder die Länder Ostasiens.

Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers müsse Europa daher „einen Schritt zurücktreten“ und „sich selbst begrenzen“, um seine gemeinsamen Interessen wiederzuentdecken, die es ihm ermöglichen, in einer multipolaren Welt als starker Akteur aufzutreten. Er schlussfolgerte auch, dass „wir ein Europa brauchen, das schützt“. Theisen sagte, es sei wichtig, dass Europa in der Lage sei, seinen Nachbarn im Bedarfsfall zu helfen, betonte aber, dass es nicht die Aufgabe der europäischen Gemeinschaft sei, die Probleme der ganzen Welt zu lösen.

Prof. Dr. Heinz Theisen besuchte Ungarn vom 7. bis 11. November 2022 auf Einladung des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit. Ziel seines Besuchs war es unter anderem, das öffentliche Leben Ungarns kennenzulernen und mit ungarischen Entscheidungsträgern, Akademikern und Vertretern der ungarischen Think-Tanks zusammenzutreffen. Während seines Besuchs traf sich Prof. Dr. Theisen unter anderem mit Dr. Miklós Szánthó, dem Generaldirektor des Zentrums für Grundrechte, Dr. Péter Törcsi, dem Exekutivdirektor des Zentrums für Grundrechte, Prof. Dr. Ellen Bos, Prorektorin der Andrássy Universität Budapest, Márton Ugrósdy, stellvertretender Staatssekretär für das Büro des Politischen Direktors des Ministerpräsidenten, Krisztina Varju, stellvertretende Staatssekretärin für die Entwicklung der europäischen Beziehungen im Ministerium für Auswärtiges und Außenhandel, Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landeselbstverwaltung der Ungarndeutschen und Márton Schőberl, Direktor des Instituts für Auswärtiges und Außenhandel. Heinz Theisen traf sich auch mit den Mitarbeitern des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung, des Budapester Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung, mit András Schiffer, dem Gründer der Partei LMP, Dr. Lóránd Ujházi, Leiter des Forschungsinstituts für Religion und Gesellschaft an der Nationalen Universität für den Öffentlichen Dienst, Gergely Prőhle, Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung, und Azbej Tristan, dem Staatssekretär für Programme zur Unterstützung verfolgter Christen.