Dr. Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am Matthias Corvinus Collegium nahm am 28. Januar an der Online Paneldiskussion „Free at last? The „strange alliance between new nationalism and EU membership” teil, das von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wurde. Ungefähr 60 Gäste aus Mittel– und Osteuropa sowie aus Deutschland nahmen an der Veranstaltung teil. Diskussionspartner waren Rafał Dutkiewicz, ehemaliger Bürgermeister von Breslau und Ábel Ravasz, Vorstandsmitglied des Instituts Matthias Bel.

In seinem Exposé drängte Dutkiewicz auf die Inkorporation der mitteleuropäischen Region in die Europäische Union dadurch, dass innerhalb des Prozesses Nationalismus auf die Theorien Habermas gestützt „abgewaschen“ wird, weil es dieser Einschätzung nach nur als eine Stufe in die Richtung Supranationalismus wahrgenommen werden sollte. Demgegenüber hielt Herr Bauer eine stark auf die nationalstaatliche Ebene aufgebaute Europäische Union für die Region positiv, durch die das Heimat- und Sicherheitsgefühl der Staatsbürger mit einer gesunden Menge Patriotismus ermöglicht werden könnte. Herr Ravasz stimmte an und für sich Herrn Bauer zu, hob aber hervor, dass nur der Patriotismus wünschenswert wäre, da seiner Meinung nach Mitteleuropa vielmehr als ethnisches Mosaik aufzufassen sei, als ein Staatsgebilde mit nationalen Grenzen. Hieraus folge auch, dass auf den Minderheitenschutz in der Region eine Priorität gesetzt werden sollte.

Im weiteren entstand eine vorwärtsgerichtete Diskussion zwischen den drei Diskussionsteilnehmer über die passende Konstruktion der Europäischen Union und über die Rolle der Nationalstaaten. Herr Bauer betonte, dass es nicht korrekt sei, Brüssel als eine von uns total unabhängige Macht wahrzunehmen, da das europäische Projekt durch die Nationalstaaten geprägt werde, die auf der Basis der Demokratie organisiert würden. Daraus folge, dass die Nationalstaaten über ein Mitspracherecht verfügen, wenn es um das Funktionieren der EU geht. Auf diese Weise sei eine berechtigte Forderung der nationalen Regierungen, dass die EU-Institutionen auch ihre Interessen vertreten.

Auf die Schlussfrage, ob eine europäische Identität existierte, antwortete Dutkiewicz mit einem eindeutigen "Ja", allerdings fügte er noch hinzu, dass ihre Entwicklung wünschenswert sei. Bauer zufolge könne eine eventuelle gemeinsame europäische Identität sich nur auff der Basis einer soliden nationalen Identität entwickeln, wenn überhaupt von einer europäischen Identität gesprochen werden könne.

Gemeinsame kulturelle Merkmale gäbe es auf jeden Fall. Teilweise wegen der jüdisch-christlichen Wurzeln: Wir schauen zusammen das Wiener Neujahrskonzert, Fußball ist unser gemeinsames Gesprächsthema, und wir haben sogar einige gemeinsame politische Themen, vor allem seit der illegalen Migration. Er hob jedoch hervor, dass Europa und die Europäische Union miteinander nicht verwechselt werden dürfen. Laut Herr Ravasz wäre es möglich, über europäische Identität zu reden. Er fügte hinzu, dass dafür die Schaffung eines solchen Raumes wichtig wäre, wo alle sich in Sicherheit fühlen.