Am 14. Oktober 2022 wurde das gemeinsam von Balázs Orbán, dem Kuratoriumsvorsitzenden des Mathias Corvinus Collegium (MCC), und Zoltán Szalai, dem Generaldirektor des MCC, herausgegebene Buch „Der ungarische Staat“ vom Deutsch-Ungarischen Institut und von der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik im MCC vorgestellt. An der Veranstaltung waren Herausgeber Zoltán Szalai, Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, und Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, beteiligt. Neben dem Inhalt des Buches wurde auch die Vergangenheit und Gegenwart der deutsch-ungarischen Beziehungen diskutiert. Darüber hinaus wurden die europäischen Werte, die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und der Besuch vom Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Berlin erörtert.

Der Sammelband „Der ungarische Staat“ erschien zuerst im Jahr 2019 auf Ungarisch unter dem Titel „Der Charakter des ungarischen Staates“ und wurde zwei Jahre später ins Deutsche übersetzt. Laut Zoltán Szalai bietet das Buch einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des ungarischen Staates und der ungarischen Denkweise, nicht nur aus historischer, sondern auch aus soziologischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht. Szalai betonte, dass das Buch das erste sei, das auf Initiative der Deutschen ins Deutsche und nicht ins Englische oder Französische übersetzt wurde, und dass es auch einen wertvollen Beitrag zum Fachgebiet darstelle, da keine andere Literatur dieser Art auf Deutsch bisher verfasst worden sei. Szalai wies in seinem Kommentar zu diesem Buch darauf hin, dass jedes Land seine eigenen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interessen habe. In der derzeitigen Situation sei es für Ungarn und für Europa insgesamt am wichtigsten, den Krieg zu beenden und die Energiepreise erschwinglich zu halten. Außerdem waren Papke und Szalai sich einig, dass angesichts der neuen Herausforderungen die jüdisch-christlichen Wurzeln Europas nicht vergessen werden dürfen.

Zum aktuellen Stand der deutsch-ungarischen Beziehungen merkte Szalai an, dass die Ampelkoalition keine großen Veränderungen in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern gebracht habe. Die letzte größere Meinungsverschiedenheit, die die Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland beeinträchtigte, wäre 2015 gewesen, als sich während der Migrationswelle 80 Prozent der ungarischen Gesellschaft gegen die Aufnahme illegaler Einwanderer ausgesprochen hatte, während Deutschland die illegale Masseneinwanderung unterstützte.

Diese politische Kontroverse habe die Beziehungen zwischen den beiden Ländern grundlegend verändert, und der zuvor positive Ton der ungarischen Presse gegenüber Deutschland habe sich danach ins Negative gekehrt, so Papke. Papke wies darauf hin, dass der Besuch von Ministerpräsident Viktor Orbán vom 7. bis 11. Oktober 2022 in Berlin ein Meilenstein zwischen den beiden Ländern gewesen sei, einerseits wegen des mehrstündigen Treffens mit Bundeskanzler Olaf Scholz, andererseits, weil die vom Politikmagazin CICERO und der Berliner Zeitung organisierte Podiumsdiskussion nicht nur in den ungarischen und deutschen, sondern auch in den internationalen Medien ein großes Echo hatte. Papke verwies dann auf die breite wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder, bei der er und Zoltán Szalai darin übereinstimmten, dass sich die beiden Länder auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren sollten. Er schloss mit den Worten: „Ich weiß an jeder Ecke in Ungarn, dass ich in Mitteleuropa bin. In Berlin ist das nicht immer der Fall.“

Nach der Podiumsdiskussion hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Veranstaltung endete mit einer lebhaften Diskussion und Debatte. Im Anschluss an die Online-Buchvorstellung fand das dritte „Get-together“ mit der Deutsch-Ungarischen Freundschaftsgesellschaft statt, an dem über 30 unserer in Ungarn lebenden deutschen Freunde teilnahmen.