Am 10. Oktober 2022 fand eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Deutschland im Wandel: Politik, Medien, Gesellschaft" statt, die gemeinsam vom MCC-Bildungszentrum in Debrecen und dem Deutsch-Ungarischen Institut organisiert wurde und an der rund 90 Personen teilnahmen.

Die Referenten der Diskussion waren Dr. Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland und ehemaliger stellvertretender Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags, sowie Frank Spengler, externer Berater des Deutsch-Ungarischen Instituts und ehemaliger Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ungarn. Moderiert wurde das Gespräch von Kinga Dörstelmann-Fodor, Projektleiterin am Deutsch-Ungarischen Institut. Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion standen die innen- und außenpolitischen Pläne der 2021 gewählten Bundesregierung und deren bisherigen Erfolge. Zu den diskutierten Themen gehörten die Reaktion der Bundesregierung auf den Krieg in der Ukraine, die aktuelle Einwanderungspolitik, die Energiepolitik, die Europa- und Sicherheitspolitik sowie deren Rezeption durch die deutschen Wähler. 

Beide Referenten waren sich einig, dass der Krieg in der Ukraine die ursprünglich sehr ehrgeizige Agenda der Bundesregierung umgeschrieben hat. Frank Spengler wies darauf hin, dass die Energiekrise nicht nur die Familien, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft betreffe: Die steigenden Energiepreise gefährdeten die gesamte deutsche Industrie und wirkten sich natürlich auf die gesamte Gesellschaft aus. Nach Ansicht von Gerhard Papke versuche die derzeitige Bundesregierung jedoch, die Krise eher ideologisch als interessengeleitet zu bewältigen, was sich oft in inkonsequentem Handeln äußere.

Zur aktuellen deutschen Parteipolitik erläuterte Papke, dass die FDP in der Ampelkoalition ihre eigentlichen Stärken nicht ausspielen könne und in vielen Fragen ihre bürgerliche Position aufgeben müsse, da für sie in einer links dominierten Koalition kein Platz sei. Aus all diesen Gründen, so Papke, hätte die Partei im vergangenen Jahr an Unterstützung eingebüßt. In Bezug auf die CDU betonte Spengler, dass die Oppositionsrolle eine interne Erneuerung der Partei mit sich bringe, die aber noch lange nicht abgeschlossen sei: „Es werden neue ikonische Politiker benötigt, die ein möglichst breites Spektrum der verschiedenen Wählerschichten der CDU repräsentieren“.

Was den Krieg zwischen der Ukraine und Russland betrifft, so waren sich beide Redner einig, dass der Dialog mit Russland trotz des bewaffneten Konflikts nicht unterbrochen werden sollte. Papke betonte die Notwendigkeit, an die Nachkriegszeit zu denken und die Zusammenarbeit mit Russland trotz der schrecklichen Kriegsverbrechen fortzusetzen, ähnlich wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in die europäische Gemeinschaft integriert wurde. Laut Spengler findet im Westen Europas eine Energiewende statt, die es der EU schließlich ermöglichen würde, sich von russischen Energiequellen zu lösen, doch sollten die Beziehungen nicht eingefroren werden. Seit dem Ausbruch des Krieges hat sich gezeigt, dass einige der Sanktionen gegen die russische Energieversorgung unwirksam seien. Papke sagt, dass einige der technischen Sanktionen zwar tatsächlich wirksam gewesen seien, man aber auch erkennen müsse, dass andere Sanktionen Europa mehr schaden würden als Russland.

Die Themen Energie- und Sicherheitspolitik stießen bei den Zuhörern auf das größte Interesse und es fand ein reger Meinungsaustausch zwischen den Referenten und Teilnehmern statt.