Der deutsche Gastprofessor am Deutsch-Ungarischen Institut am MCC, Professor Theisen, hielt am 19. April 2023 einen Vortrag und über den russisch-ukrainischen Konflikt, mit anschließender Diskussionsveranstaltung am MCC Pécs. An der Veranstaltung nahmen etwa 50 Interessenten teil, darunter zahlreiche Studenten und Schüler.

Prof. Heinz Theisen betonte seine Herangehensweise aus geopolitischer Perspektive. So sei Putin zweifellos der Verursacher des bewaffneten Konflikts, der Westen jedoch ebenso teilweise Verursacher dessen. Professor Theisen argumentiert, dass die Geografie nicht abdingbar sei. Der Politikwissenschaftler erkennt in der amerikanischen Unterstützung für die Ukraine jene Ausweitung und Überdehnung der USA, die im Irak und Afghanistan zu instabilen Verhältnissen geführt haben. Dass Russland dies ablehnt, sei zu respektieren; eine stabile Weltordnung ohne Russland würde unkontrollierte und unberechenbare Verhältnisse zur Folge haben.

Aus der Sicht des geopolitischen Realismus hat der Westen, indem er die Fähigkeit oder das Recht Russlands zur Selbstbehauptung in Frage stellte, faktisch den russischen Angriffskrieg provoziert und war ein wichtiger Komplize im Vorfeld des Krieges. Dem Krieg in der Ukraine ging ein fast zwanzigjähriger Konflikt über die Integration der Ukraine in den Westen voraus. Über das Veto Deutschlands und Frankreichs gegen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato 2008 setzte sich die amerikanische Politik hinweg und betrieb bilateral eine faktische Integration der Ukraine unterhalb vertraglicher Ebenen.

Einen Sieg der Ukraine mögen wir uns im Herzen wünschen, aber mit dem Verstand können wir ihn nicht wollen. Russland ist die zweitstärkste Atommacht der Welt, und je erbärmlicher und erfolgloser die konventionelle russische Kriegsführung wütet, desto größer wird die Gefahr taktischer Atomschläge oder auch einer weitgehend konventionellen Zerstörung der Westukraine.