Am Abend des 1. Oktober 2024 lud das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit (DUI) in das Bildungszentrum des Mathias Corvinus Collegiums (MCC) in Veszprém zu einer spannenden Vortragsveranstaltung ein. Unter dem Titel „Aus den Geheimarchiven der Stasi – Von der Balaton-Brigade zum Fall der Berliner Mauer“ präsentierte der renommierte Historiker Dr. Hubertus Knabe die Erkenntnisse aus seinen Forschungen zur DDR und ihren geheimdienstlichen Verbindungen zu Ungarn. Die Veranstaltung, die auf Deutsch mit ungarischer Simultanübersetzung stattfand, lockte rund 60 Teilnehmer an.

Bence Bauer, Direktor des DUI, eröffnete den Abend mit einer kurzen Vorstellung des Instituts und begrüßte Dr. Knabe, dessen jahrzehntelange Expertise auf dem Gebiet der DDR-Geschichte und der Staatssicherheit (Stasi) international anerkannt ist. In seinem Vortrag beleuchtete Knabe die enge Zusammenarbeit zwischen der Stasi und dem ungarischen Geheimdienst ab den 1950-er Jahren, die im Laufe der Jahrzehnte immer intensiver wurde.

Ein zentraler Aspekt des Vortrags war die Rolle Ungarns als wichtiger Knotenpunkt für DDR-Bürger, die über den „sozialistischen Tourismus“ in den Westen fliehen wollten. Knabe schilderte detailliert, wie die Stasi mit der ungarischen Grenzwache zusammenarbeitete, um Fluchtversuche zu verhindern. Besonders die Überwachung am Balaton, wo die sogenannte Balaton-Brigade der Stasi agierte, spielte hierbei eine Schlüsselrolle. Trotz intensiver Bemühungen, wurden im Jahr 1989 immer mehr Fluchtversuche unternommen, was schließlich zur Öffnung der ungarischen Grenze und damit zur Eskalation der Ereignisse führte, die in den Fall der Berliner Mauer mündeten.

Knabe hob zudem die geopolitische Bedeutung der ungarischen Entscheidung hervor, ab Mai 1989 den Eisernen Vorhang abzubauen. Dieser Schritt war eigentlich aus Kostengründen motiviert, aber auch politisch brisant, da er den Weg für Zehntausende Ostdeutsche öffnete, die über Ungarn in den Westen flohen.

In der anschließenden Diskussion betonte Knabe, wie entscheidend Ungarns Rolle in der Endphase der DDR gewesen sei, wessen sich bis heute in Deutschland dankbar erinnert werde. Bence Bauer schloss die Veranstaltung mit dem Appell, dass diese historischen Verbindungen auch heute stärker gewürdigt werden sollten. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ungarn, die damals zur Überwindung der Teilung Europas beigetragen habe, bleibe ein wertvolles Fundament für die heutigen bilateralen Beziehungen.

Die Teilnehmer verließen die Veranstaltung mit dem positiven Eindruck, dass die gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte weiterhin wichtig bleibt, um die Zukunft Europas auf einer stabilen Basis von Dialog und Zusammenarbeit zu gestalten.