Am Freitag, den 9. Februar 2024, fand in der ungarischen Botschaft in Wien die englische Präsentation des neuen Buchs von Balázs Orbáns „Hussar cut – The Hungarian Strategy of Connectivity“ statt. Die Buchvorstellung wurde von rund 60 Personen besucht, es schloss sich eine Publikumsdiskussion mit dem Autor an.
Zur Eröffnung der Veranstaltung begrüßte I.E. Edit Szilágyiné Bátorfi, Botschafterin von Ungarn in Wien, die Gäste und Redner. Sie betonte, dass es wichtig sei, der Tatsache Aufmerksamkeit zu schenken, dass sich die Welt um uns herum ständig verändere und dass wir unsere Strategien entsprechend anpassen müssten. Die Botschafterin schloss ihre Rede mit einem Zitat von Márai: „Geh immer nach Westen. Und vergiss nie, dass du aus dem Osten kamst.“
Anschließend begrüßte Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts des Mathias Corvinus Collegiums, das Publikum, stellte den Autor vor und sprach die Laudatio für das neu erschienene Buch. Balázs Orbán, Jurist, Politikwissenschaftler und Parlamentsabgeordneter, ist der politische Direktor von Ministerpräsident Viktor Orbán und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Mathias Corvinus Collegium sowie des Beirats der Nationalen Universität für den Öffentlichen Dienst.
Sein erstes Buch, „Das strategische Denken von Ungarn“, wurde auf Ungarisch veröffentlicht und ins Englische, Deutsche, Französische, Italienische und Polnische übersetzt. In seinem neuesten Buch, „Hussar cut – The Hungarian Strategy of Connectivity“, analysiert der Autor die möglichen Szenarien für die Entstehung einer neuen politischen Weltordnung und warnt vor der Tendenz des Westens, der seine Vorherrschaft einbüße, auf neue Herausforderungen schlecht zu reagieren: Er schotte sich ab, fördere eher die Abgrenzung als die Konnektivität und denke in Kategorien der Blockbildung. Ungarn hingegen habe ein Interesse an Konnektivität, nicht zuletzt, weil es aufgrund seiner geografischen Lage eine „natürliche Drehscheibe für den eurasischen Handel und ein wichtiger Akteur im europäischen Warenverkehr“ sei.
„Die Aufgabe, vor der Ungarn steht, erfordert genau einen solchen Balanceakt. Die Welt von heute erinnert am ehesten an ein riesiges Schlachtfeld, auf dem große Armeen in Unordnung geraten sind und gegnerische Generäle versuchen, die Reihen unter den veränderten Umständen neu zu ordnen. [...] Kleinere Nationen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen, haben keine andere Wahl, als kreativ und mutig zu sein. Der Husarenschnitt bietet Ungarn eine Strategie, die es uns ermöglicht, auf die großen Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren und gleichzeitig auf unsere eigenen einzigartigen Stärken zu bauen – indem wir andere mit mutigem Handeln überraschen und die Initiative ergreifen.“ (Auszug aus dem Buch)
Bence Bauer betonte, dass es für Ungarn von größter Bedeutung sei, eine angemessene Strategie zur Bewältigung der durch die sich verändernde Weltordnung verursachten Probleme zu entwickeln. Laut Bauer sollte Ungarn eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen dem Westen und dem Osten spielen. Bauer hob in seiner Rede 12 Schlüsselelemente hervor. Dazu zählten beispielsweise die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen (ADI) und die Suche nach einem Mittelweg zwischen dem Westen und dem Osten. Außerdem gehe es darum, Werte zu bewahren, Koalitionen zu bilden, Infrastrukturen zu entwickeln, auf kommende Generationen zu bauen und den Frieden zu fördern. Ungarn müsse nach diesen strategischen Leitlinien handeln.
Im Anschluss an die Laudatio fand eine Podiumsdiskussion zwischen dem Autor und Ralph Schoellhammer, Gastdozent am MCC Budapest, statt. Balázs Orbán betonte, dass Geschichte, Kultur und Geografie entscheidende Faktoren für die Gegenwart und Zukunft von Nationen seien. Der Autor wies darauf hin, dass sich Ungarn seit jeher in einem existenziellen Kampf um seine Souveränität befinde. Für die strategischen Denker von heute sei es wichtig, die Vergangenheit des Landes zu verstehen und daraus Lehren für die Strategie der Zukunft zu ziehen. Ebenso wichtig sei es, die geografische Lage eines Landes zu verstehen, die seine strategische Position wesentlich mitbestimme.
Ungarn, das als das schwarze Schaf der EU gelte, sei ständig herausgefordert, seine Position innerhalb der Union zu verteidigen. Der Niedergang der westeuropäischen Wirtschaft und das Versäumnis, die Probleme richtig anzugehen, sei ebenfalls ein ernstes Thema, das in den letzten Jahren noch nicht richtig angegangen worden sei. Balázs Orbán äußerte sich optimistischer über die Stimmung im östlichen Teil der EU, wo seiner Meinung nach der Glaube an die Zukunft stärker sei als im Westen. Für die Integration der Europäischen Union sei es wichtig, die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu erhalten und zu harmonisieren sowie Brücken zwischen ihnen zu bauen.
Im Verlauf der Diskussion betonte Balázs Orbán, dass die EU ihre Denkweise ändern und nicht mehr in Blöcken, sondern integriert handeln müsse, wenn sie einer der wichtigsten Akteure in der Welt bleiben wolle. Für Ungarn bedeute dies, eine konnektive Strategie zu entwickeln und seine Position als Schlüsselstaat innerhalb der Europäischen Union zu erhalten.
Nach der Debatte hatten die Gäste auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Es wurde eine Vielzahl von Fragen zu verschiedenen Themen gestellt. Zum Beispiel zu den Ansichten von Fukuyama, zur Lösung von Konflikten in der Welt, zur Position der USA in der Weltpolitik und der Weltwirtschaft sowie zu den Schwierigkeiten, die durch die Migration verursacht werden.