„Gerechtigkeit kann nicht mehr hergestellt werden, aber zumindest kann die Würde der Menschen wiederhergestellt werden, und deshalb danke ich Ihnen für dieses Buch.”

 

Der deutsche Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai stellte sein neues Buch über die Unrechtsprozesse des DDR-Regimes gegen seine eigenen Bürger gemeinsam mit Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am MCC, sowie Frank Spengler, Berater des Deutsch-Ungarischen Instituts, auf der Bühne des MCC Debrecen vor.

Das Buch zeigt, wie junge Menschen und Studenten versuchten, in einem Staat, der von sowjetischer Besatzung und kommunistischem Einfluss beherrscht wurde, für demokratische Werte einzutreten und für Freiheit zu kämpfen. Das Buch berührt auch die Schwierigkeiten, mit denen die jungen Menschen konfrontiert waren, als sie erkannten, dass Demokratie und Freiheit zwar vordergründige Ziele waren, in Wirklichkeit aber unter der strengen Kontrolle der Sowjets und der lokalen Führer standen. Die Menschen wurden in ihrer Bewegungs- und Bildungsfreiheit eingeschränkt, und die politische Loyalität spielte bei der Vergabe von Stipendien eine Rolle. Das Buch bringt das Ausmaß der Unterdrückung und des Leids, dem die Menschen in Ostdeutschland in dieser Zeit ausgesetzt waren, eindringlich zum Ausdruck. Die Lebensgeschichten helfen uns, die damalige Welt und ihre Tragödien besser zu verstehen.

„Was mich dazu brachte, das Buch zu schreiben, war ein Gefühl der Scham”, berichtete der Autor. Nach eigener Aussage hatte er erkannt, dass es einen vergessenen oder übersehenen Teil der deutschen Geschichte gebe. Er hätte geglaubt, die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg gut zu kennen, aber beim Besuch des von der Konrad-Adenauer-Sitftung organisierten „Belter-Dialogs” sei er auf die Geschichte von Herbert Belter und den jungen Menschen gestoßen, die sich für Freiheit und Demokratie im kommunistischen Ostdeutschland einsetzten. Diese Geschichte und die Identifikation mit dem ähnlichen Kampf der Geschwister Scholl gegen die Nationalsozialisten hätten ihn veranlasst, sich für diese vergessene oder wenig bekannte Ära zu engagieren.

Frank Spengler hob in seiner Laudatio des Autors hervor: „Wenn jemand ein Buch schreibt, das sich gut verkauft, ist es eigentlich angebracht, ihm zu gratulieren, aber ich kann dem Autor jetzt nicht gratulieren – das Thema ist zu ernst. Aber ich möchte ihm von ganzem Herzen dafür danken, dass er uns auf dieses sehr wichtige Dokument aufmerksam gemacht und dieses Buch geschrieben hat. Sie können sehen, wie viel er recherchiert hat und wie viel Substanz dahinter steckt. Es ist ein wichtiges Werk, weil es uns in vielerlei Hinsicht daran erinnert, wie sehr wir gelitten haben. Es sind die Lebensgeschichten, die die Brücke zum Verständnis dessen bilden, was damals war und was hätte sein können. Wir können uns fragen, wie diese jungen Menschen dermaßen für ihre Sache brennen konnten, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte und wie wir sie in Zukunft vermeiden können. Es sind die Lebensgeschichten, die uns wirklich einen Einblick in die Welt von damals geben. (...)Auch wenn es keine Gerechtigkeit mehr geben kann, so kann doch zumindest die Würde des Menschen wiederhergestellt werden, und deshalb danke ich Ihnen für dieses Buch.”

Alles in allem trägt das Buch zu einem tieferen Verständnis der deutschen Geschichte bei und beleuchtet die Leiden und Schwierigkeiten, die die verschiedenen Phasen der DDR-Geschichte begleiteten. Menschen, die in der DDR gelebt haben, und alle, die sich für die deutsche Geschichte interessieren, können aus diesem Buch wertvolle Lehren ziehen.