Aktuelle Herausforderungen in der Sicherheitspolitik, die deutsch-ungarische militärische Zusammenarbeit, sowie die aktuellen Aufgaben der Bundeswehr und der ungarischen Streitkräfte bildeten den Schwerpunkt der deutschsprachigen Veranstaltung des Deutsch-Ungarischen Instituts am MCC in Győr/Raab am 09. November mit dem stellvertretenden Staatssekretär für Verteidigungspolitik, László Hajnik und Oberstleutnant Wolf Illner, dem militärischen Hauptberater des Oberbefehlshabers der ungarischen Streitkräfte als Gesprächspartner. Moderator der Podiumsdiskussion war der Forschungsprojektleiter des Deutsch-Ungarischen Institutes am MCC, Péter Dobrewiecki.

Die Veranstaltung mit knapp 60 Teilnehmern im Publikum wurde durch den Leiter des Ausbildungszentrum des Mathias Corvinus Collegium in Győr, Dr. Dávid Fekete eröffnet. In seinem Eröffnungsbeitrag wies er auf die besondere Aktualität und Bedeutung des Veranstaltungsthemas hin. Stellvertretender Staatsekretär László Hajnik hat in seiner Einleitung die bisherig abgearbeiteten Schlüsselbereiche des Programms zur Entwicklung der ungarischen Streitkräfte dargestellt, Einblick in die aktuellen Projekte geliefert und ist darüber hinaus auch die im Rahmen des Entwicklungsprogramms vorgesehenen Vorhaben eingegangen. Gleichzeitig betonte der Staatssekretär, dass der im unmittelbaren Nachbarland Ungarns wütenden Krieg noch stärker in den Fokus gerückt hat, wie wichtig und notwendig es ist, für moderne Streitkräfte in Ungarn zu sorgen, die neben der Gewährleistung der Sicherheit des Landes sich effektiv für die Erfüllung internationaler Verpflichtungen engagieren. In seiner Eröffnungsansprache betonte Oberstleutnant Wolf Illner das richtige Timing der ungarischen Entwicklungsmaßnahmen. Die kontinuierlichen Ergebnisse der sich nach der russischen Besatzung und der Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 abzeichnenden Programms zur Entwicklung der Streitkräfte zeigen bereits erste Früchte, denn Ungarn hat mit der Wahrnehmung der entstandenen Situation zeitnah die entsprechenden Verträge abgeschlossen. Aktuell plant eine Vielzahl europäischer Staaten die Modernisierung oder Erweiterung der Fähigkeiten ihrer Streitkräfte, allerdings haben die Anbieter von Wehrtechnik einfach keine Möglichkeit, kurz- oder auch mittelfristige Bestellungen anzunehmen. Im Gegensatz hat Ungarn das erforderliche Gerät nicht nur rechtzeitig bestellt (und zum Teil auch bei den Streitkräften eingeführt), sondern im Rahmen von deutschen Investitionen in der Wehrtechnik an mehreren Standorten im Lande das Potenzial geschaffen, die dadurch entstehenden eigenen Produktionskapazitäten zu einem wichtigen Segment der Volkswirtschaft werden zu lassen.

László Hajnik beschrieb die deutsch-ungarische militärische Zusammenarbeit als außerordentlich erfolgreich. Seiner Ansicht nach hat sich Ungarn im Bereich der wehrtechnischen Entwicklungsvorhaben bewusst für Berlin entschieden, weil in diesem Bereich die Bundesrepublik zu den innovativsten Herstellern in Europa gehört. Darüber hinaus passt die militärische und wehrtechnische Partnerschaft gut zu den deutsch-ungarischen Beziehungen, die in zahlreichen Bereichen als überaus ausgezeichnet gelten. Im Hinblick auf die Herausforderungen, mit denen sich die Bundeswehr konfrontiert sieht, sprach sich Wolf Illner für die von der Bundesregierung von Olaf Scholz in Aussicht gestellten Modernisierungs- und Erneuerungsbestrebungen aus und wies zugleich darauf hin, dass eine Zuweisung von entsprechenden Mitteln gerade wegen der bereits genannten langen Zeithorizonte der Durchlaufzeiten, Genehmigungsverfahren und der Umsetzung an sich noch keine Lösung darstellt.

Bei der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum verwies der stellvertretende Staatssekretär auf die Wichtigkeit der souveränen Ziele der ungarischen Sicherheitspolitik, die sich mit anderen Verpflichtungen aus der Mitgliedschaft in den Bündnissystemen gegenseitig ergänzen.