Am 27. Juni 2022 fand auf Schloss Almásy in Gyula eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Deutschland im Wandel: neue Herausforderungen in der Innen- und Außenpolitik" statt, die gemeinsam vom MCC-Bildungszentrum in Békéscsaba und dem Deutsch-Ungarischen Institut organisiert wurde und an der rund 30 Personen teilnahmen.
Eröffnet wurde die Diskussion von Mónika Mittag, Leiterin des Bildungszentrums Békéscsaba, die hervorhob, warum es von größter Bedeutung sei, sich in Ungarn mit der deutschen Politik auseinanderzusetzen. Anschließend wurde Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, von Kinga Dörstelmann-Fodor, Projektleiterin am Institut, zu den Trends in der deutschen Politik interviewt. Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion standen die innen- und außenpolitischen Pläne der 2021 gewählten Bundesregierung und ihre bisherigen Erfolge. Zu den diskutierten Themen gehörten die aktuelle Einwanderungspolitik, die Energiepolitik, die Europapolitik und die Sicherheitspolitik sowie deren Rezeption durch die deutschen Wähler.
Bence Bauer erklärte, dass sich die ursprünglich im Koalitionsvertrag der sogenannten Ampelkoalition festgelegten Pläne in den letzten sechs Monaten stark verändert hätten. Ein gutes Beispiel sei die Energiepolitik. Während eines der Hauptziele des Koalitionsvertrags darin besteht, die deutsche Wirtschaft klimaneutral zu gestalten, könnte die Koalition angesichts der eskalierenden Energiepreise aufgrund des Krieges in der Ukraine gezwungen sein, sich für einen Ausbau der Kohle- und Atomkraft zu entscheiden. Da die deutschen Energiepreise die höchsten der Welt seien, bekomme die deutsche Bevölkerung die Auswirkungen von Krieg und Sanktionen am eigenen Leib zu spüren.
Auf eine Frage zur Entwicklung der ungarisch-deutschen Beziehungen antwortete Bauer, dass die neue Regierung in vielen Fragen der Gesellschaftspolitik mit den ungarischen Vorstellungen nicht übereinstimme, was eine Herausforderung für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern darstellen könne. Gleichzeitig habe sich die neue deutsche Regierung in Sachfragen bisher als sehr pragmatisch erwiesen, sodass gute Chancen bestünden, dass die Beziehungen ausgewogen bleiben. Dies werde durch den rationalen und moderaten Ansatz von Bundeskanzler Olaf Scholz bestätigt.
Die Themen Energie- und Einwanderungspolitik stießen bei den Zuhörern auf das größte Interesse und es fand ein reger Meinungsaustausch zwischen den Teilnehmern statt. Des Weiteren kam eine Reihe von Fragen zum Ungarnbild in den deutschen Medien auf, das sich in den letzten Jahren für die Ungarn merklich verschlechtert hat.