Anlässlich der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025 veranstaltete das Mathias Corvinus Collegium (MCC) in Budapest gemeinsam mit dem Ungarisch-Deutschen Institut für Europäische Zusammenarbeit und Mandiner eine Election Night mit mehr als 150 Teilnehmern.

 

In der ersten Podiumsdiskussion der Wahlnacht bewerteten führende politische Analysten und Experten das Vorfeld der Bundestagswahl in Deutschland und die den Wahlkampf beherrschenden Themen. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Boris Kálnoky, Journalist, politischer Kommentator und Leiter der MCC-Medienschule. Teilnehmer waren Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, Zoltán Kiszelly, Leiter der Politischen Analyse der Századvég Stiftung, Dr. Géza Sebestyén, Experte für Wirtschaftspolitik und Leiter der MCC-Schule für Wirtschaftspolitik und Enikő Györkös, Expertin für internationale Beziehungen am Zentrum für Grundrechte.

Die Experten analysierten die aktuelle Situation und die politische Zukunft Deutschlands anhand von vier zentralen Herausforderungen: Migration, Wirtschaftskrise, Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit und Wohnungskrise. Die Migration habe zu einem Anstieg der Kriminalität geführt, was zu wachsenden sozialen Spannungen und einer Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit geführt habe. Die Diskutanten erklärten, dass die Herausforderungen bei der sprachlichen Integration im Bildungssystem eine langfristige Bedrohung für den sozialen Zusammenhalt darstellten. Sie befassten sich auch eingehend mit den Herausforderungen, denen sich die deutsche Wirtschaft gegenübersehe, insbesondere mit dem Abschwung der Industrieproduktion, der durch den starken Anstieg der Energiepreise und die Abkehr von russischen Energiequellen noch verschärft worden sei. Die Podiumsteilnehmer wiesen auf die ernsten Schwierigkeiten hin, mit denen die energieintensiven Industrien, einschließlich des Automobilsektors, konfrontiert seien und die die langfristige wirtschaftliche Stabilität Deutschlands gefährden könnten. Im Zusammenhang mit der seit mehreren Jahren andauernden Wohnungskrise in Deutschland wurde darauf hingewiesen, dass der kontinuierliche Anstieg der Mieten und Immobilienpreise in den Großstädten die Bereitstellung von angemessenem und bezahlbarem Wohnraum zunehmend erschwere. Die Experten waren sich ferner einig, dass eine stabile, pragmatische Regierungsführung, die sich auf die Lösung wirtschaftlicher und sozialer Probleme konzentriert, erforderlich sei, um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen das Land stehe. Die Panelisten betonten auch, dass die nächste Zeit entscheidend sein werde, da die Entwicklung der deutschen Politik Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Zukunft Europas insgesamt haben könnte.

Die Teilnehmer der zweiten Podiumsdiskussion des Wahlabends, Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, Dr. Ágoston Sámuel Mráz, Direktor des Nézőpont-Instituts, Boris Kálnoky, Leiter der MCC-Medienschule sowie als Moderator Tamás Fonay, Forscher am Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit, erörterten die Ergebnisse der ersten Wahlrunde. Die Diskussion umfasste eine gründliche Analyse der letzten Exit Polls, die die CDU/CSU als stärkste Partei mit 28,5 % Unterstützung auswiesen, während die AfD, die an zweiter Stelle lag, ihr Ergebnis von vor 3,5 Jahren auf 20,8 % verdoppelte. Das Erstarken der Partei Die Linke wurde von den Experten als Überraschung gewertet, die die deutliche Schwächung von SPD, Grünen und FDP und den starken Rechtsruck auf die Regierungspolitik der letzten drei Jahre, die schlechte Wirtschaftslage und die unkontrollierbare Migrationspolitik zurückführten.

Die Analyse konzentrierte sich im Weiteren auf künftige Koalitionsoptionen und die Diskussionsteilnehmer erörterten, wie sich die deutschen politischen Verhandlungen entwickeln könnten, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den Chancen von Friedrich Merz lag, der als Vorsitzender der CDU/CSU voraussichtlich der nächste deutsche Bundeskanzler werden dürfte. Der Runde Tisch schloss mit einer Diskussion über die Polarisierung der deutschen Politik und das allmähliche Verschwinden der Mittelschicht. Die Experten betonten die wachsende Rolle radikalerer politischer Strömungen, während die Zusammenarbeit und die Koalitionsverhandlungen zwischen den traditionellen Parteien immer schwieriger würden.