Nicht nur rechtsextreme Weltanschauungen breiten sich wieder in Deutschland aus, sondern auch linksradikales Gedankengut und kommunistische Nostalgie gewinnen an Popularität, wie Frank-Lothar Kroll, Visiting Fellow des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, am Mittwoch in einem Vortrag am MCC in Pécs betonte. Nach Ansicht des Professors der TU Chemnitz ist dies ein sehr gefährlicher Trend.
In seiner Einschätzung erinnerte der Historiker daran, dass vor genau 106 Jahren, am 25. Oktober 1917 – aufgrund der Kalenderänderungen des julianischen Kalenders zum gregorianischen nach heutiger Zeit am 7. November – die „Große Sozialistische Revolution” in Russland stattfand. Kroll wies darauf hin, dass dies eine Tragödie für die Welt war, da damals eine terroristische und zerstörerische Idee an die Macht kam und später die Welt eroberte. Er betonte, dass in Deutschland bis heute wenig über die von den Kommunisten begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bekannt ist oder gesprochen wird.
Frank-Lothar Kroll wies auch darauf hin, dass das zaristische Russland in vielen Fällen zu Unrecht schlechter wahrgenommen wird als der bolschewistische Terror Lenins. Er erinnerte daran, dass im Zarenreich die Leibeigenen fünf Jahre früher freigelassen wurden als die Sklaven in den Vereinigten Staaten, und dass die russischen Bauern im Gegensatz zu den Amerikanern Land erhielten. Die Kommunisten hingegen nahmen das Land an sich, und die Demonstranten wurden getötet oder in Konzentrationslager gebracht. Wie die Nationalsozialisten hat auch Lenins Bolschewismus diese Gräueltaten zur Ausrottung ganzer Gesellschaftsschichten und Menschengruppen angestiftet und durchgeführt, und das bereits viel früher.
Der deutsche Professor warnte im Hinblick auf die Gegenwart deutlich und bezeichnete die wachsende Sehnsucht nach dem Sozialismus in den ehemaligen ostdeutschen Bundesländern als gefährlich für die Gesellschaft.
Die Veranstaltung in Pécs wurde vom lokalen Bildungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Ungarischen Institut organisiert. In seiner Begrüßungsrede stellte Bence Bauer, Direktor des Instituts, die Aktivitäten der Organisation vor und betonte die Bedeutung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern sowie derartiger Vorträge von Experten, die Ungarn besuchen. Der Abend wurde von Kinga Dörstelmann-Fodor, stellvertretende Direktorin des Instituts, moderiert.
Am Ende der Veranstaltung des Mathias Corvinus Collegiums fand eine Diskussion zum Thema statt, bei der zahlreiche interessante Fragen gestellt und spannende Antworten gegeben wurden.