Am Abend des 17. Oktober 2024 veranstaltete das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit einen Fachvortrag am MCC-Bildungszentrum in Debrecen. Der Vortrag mit dem Titel „Links und Rechts – noch zeitgemäß?“ wurde von Prof. Dr. Peter Hoeres, Professor für Neuere Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gehalten. Die Veranstaltung fand in deutscher Sprache mit Simultanübersetzung ins Ungarische statt und wurde von etwa 30 Gästen besucht.

Wie Hoeres zu Beginn seines Vortrags erläuterte, ist die Unterscheidung zwischen links und rechts ein zeitloses Merkmal der Menschheitsgeschichte, das sich in allen Kulturen der Welt beobachten lässt. Während das Wort „rechts“ meist mit etwas Positivem assoziiert werde, werde „links“ in einem negativen Sinne verwendet. Dieser Bedeutungsunterschied sei auch heute noch in den europäischen Sprachen, Kulturen und Religionen zu beobachten. In seinem Vortrag wies Professor Hoeres darauf hin, dass sich die Interpretation dieser Begriffe im politischen Spektrum zur Zeit der Französischen Revolution umgekehrt habe: Seit dieser historischen Periode neigen wir dazu, rechte politische Haltungen negativ und linke positiv zu interpretieren. Dieses Werturteil und die Moralisierung von links und rechts sei gefährlich, weil sie das Potenzial habe, Wähler in modernen Demokratien zu beeinflussen.

Historische und sprachliche Beispiele zeigten, dass die positive Konnotation, die mit der rechten Seite verbunden sei, als universell angesehen werden könne. In der Antike und im Mittelalter, zum Beispiel im Altgriechischen und Lateinischen, wurde das rechte Wort mit Glück assoziiert, während die linke Seite ein Symbol für Ungeschicklichkeit und das Böse war. Auch in der Bibel wird die „rechte Hand des Herrn“ oft in einem positiven Zusammenhang erwähnt. Die rechte Seite wird symbolisch als die richtige Richtung dargestellt. Die linke Seite wird in einem negativen Licht dargestellt, wie in der Geschichte von Kain und Abel, wo Kain mit seiner linken Hand tötet. Im Mittelalter neigten hierarchische Ordnungen dazu, nach oben und unten zu verlaufen, wobei die Unterschiede zwischen Herrschern und Untertanen dominierten. Der Nationalsozialismus und der Kommunismus versuchten, beide Seiten zu vereinen. „Weder dem Kommunismus noch anderen Ideologien ist es gelungen, die Polarität zwischen links und rechts aufzulösen: Sie versuchten, einen Neuanfang zu schaffen und mit der Tradition zu brechen, aber letztlich hat keine von ihnen eine Veränderung erreicht“. - erklärte der Professor.

Professor Hoeres wies darauf hin, dass die Einteilung der politischen Strömungen in links und rechts auch heute noch gültig sei, aber die sich abzeichnenden politischen Trends auch gezeigt hätten, dass es oft nicht möglich sei, verschiedene Ideologien auf einer eindimensionalen Achse zu interpretieren. Hoeres argumentierte, dass es sich lohne, anstelle eines eindimensionalen Modells Links und Rechts als ein Hufeisenmodell zu betrachten, da ein solches Modell besser verdeutliche, dass linke und rechte Ideologien zwar unterschiedlich seien, aber Elemente der Konvergenz aufweisen würden.