Das Deutsch-Ungarische Institut am MCC hatte bei der Eröffnungsveranstaltung der MCC-Herbstakademie am 17. November 2022 in Győr/Raab Professor Dr. Marc-Michael Blum zu Gast. Dr. Blum zeigte Funktionsmechanismen von Kernwaffen, wie auch von chemischen, radioaktiven und biologischen Waffen auf, erläuterte historische und politische Zusammenhänge und berichtete aus erster Hand über die Möglichkeit der Abrüstung. Außerdem hielt er eine Einführung in die Welt der Diplomatie und der Sicherheitspolitik. Im Anschluss bot er Einblick in hochinteressante Untersuchungen im Zusammenhang mit verschiedenen Giftanschlägen.
Kernwaffen, chemische Waffen, radioaktive und biologische Waffen: dazu mögen uns einerseits die Gasangriffe des Ersten Weltkriegs und das Aufrüstungsrennen mit Kernwaffen in den Jahren des Kalten Krieges in den Sinn kommen - aber auch die seit den 1990-er Jahren zunehmenden terroristischen Angriffe. Im Verlauf der letzten Jahre hat es sich immer mehr bewahrheitet, dass Massenvernichtungswaffen nicht bloß ein Überbleibsel unserer historischen Vergangenheit sind. Die Geschichte der Menschheit in der Neuzeit liefert ebenfalls zahlreiche Beweise dahingehend, dass ABC-Waffen (nukleare, biologische und chemische Waffen) auch heute bei offenen militärischen Konflikten, beziehungsweise bei verdeckten Operationen von Geheimdiensten eingesetzt werden. Ein Beispiel für den Einsatz von atomaren, chemischen, radioaktiven und biologischen Waffen liefert aktuell der Bürgerkrieg in Syrien, die nukleare Bedrohung durch Nordkorea, das iranische Nuklearprogramm oder zielgerichtete Angriffe durch Geheimdienste wie gegen Sergei Skripal 2018 und gegen Aleksej Nawalniy im Jahr 2020. Der Einsatz von Nervenkampfstoffen gegen Skripal und Nawalniy zeigen insbesondere, das ABC-Kampfstoffe in letzter Zeit auch für zielgerichtete Attentate eingesetzt werden.
Das Deutsch-Ungarische Institut am MCC hatte bei der Eröffnungsveranstaltung der MCC-Herbstakademie in Győr/Raab Professor Dr. Marc-Michael Blum zu Gast. Dr. Blum zeigte Funktionsmechanismen von Kernwaffen, wie auch von chemischen, radioaktiven und biologischen Waffen auf, erläuterte historische und politische Zusammenhänge und berichtete aus erster Hand über die Möglichkeit der Abrüstung. Außerdem hielt er eine Einführung in die Welt der Diplomatie und der Sicherheitspolitik. Im Anschluss bot er Einblick in hochinteressante Untersuchungen im Zusammenhang mit verschiedenen Giftanschlägen.
In seinem Einführungsvortrag skizzierte Dr. Blum die Geschichte des Einsatzes von CBRN-Waffen (diese Abkürzung steht als Sammelbezeichnung für chemische, biologische, radioaktive und nukleare Kampfstoffe). Schwerpunktmäßig ging er auf den Einsatz chemischer Waffen ein. Den ersten Terrorangriff mit dem Einsatz chemischer Waffen hat die japanische Sekte Aum Shinrikyo 1994 mit Saringas in der U-Bahn von Tokyo begangen. Diese radikale Gruppe hatte zum Ziel, dass die Schuld für den Angriff auf die Zivilbevölkerung den Vereinigten Staaten von Amerika zugeschoben wird und damit der Dritte Weltkrieg ausbrechen soll. Dieser Terrorangriff forderte 12 Todesopfer und zahlreiche Menschen wurden verletzt. Während des Kalten Krieges und auch in den 1990-er Jahren waren die beiden militärischen Großmächte – die Vereinigten Staaten und die gerade zerfallene Sowjetunion – im Einvernehmen, dass es Zeit ist, sich dem Arsenal chemischer Waffen zu entledigen. Dementsprechend trat 1997 auch ein internationales Abkommen, das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen in Kraft, das auch von Ungarn unterzeichnet wurde, von Ägypten, Nordkorea und Südsudan jedoch nicht. Das Abkommen wurde von Israel zwar unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert. Die Vereinigten Staaten haben ihre eigenen chemischen Waffen bis heute nicht vernichtet.
Dr. Blum ist Experte für Massenvernichtungswaffen und Abrüstung. Mit seinem wissenschaftlichen Grad in Biochemie arbeitete er unter Anderem in der Los Alamos National Laboratory. Durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und den Aufgabenbereich als Laborleiter bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen war er unter Anderem auch an Untersuchungen des Giftanschlags gegen Sergei Skripal beteiligt. Derzeit leitet er sein eigenes wissenschaftliches Beratungsunternehmen und ist darüber hinaus visiting fellow des King’s College in London.