Am Abend des 28. November 2022 war Dr. Bence Bauer zu Gast im MCC-Bildungszentrum im mittelungarischen Kecskemét, wo er zum Thema „Deutschland und Ungarn – gemeinsame und unterschiedliche Werte und Interessen“ sprach. Der Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts und sein Kollege Martin Böhm, der die Veranstaltung moderierte, wurden von über 30 Gästen und der Leiterin des örtlichen Bildungszentrums Frau Anita Kovács empfangen. Unter den interessierten Zuschauern waren unter anderem Dr. László Salacz MdNV und Dr. Gyula Tamás Szeberényi MdNV.
Bence Bauer sprach zu Beginn über das Erbe von Altkanzlerin Angela Merkel, die zu Ungarn stets ein vertrauensvolles Verhältnis gepflegt habe. Im Zuge ihrer Kanzlerschaft seien allerdings die unterschiedlichen Reaktionen Deutschlands und Ungarns während der Migrationskrise 2015 zum Konfliktgegenstand geworden, was bis heute nachwirke. Alles in allem sei Merkel aber „gut für Ungarn“ gewesen. Auch mit der Ampelkoalition könne die ungarische Regierung pragmatisch zusammenarbeiten und die politischen Differenzen dabei teilweise überbrücken, was vor allem in der Person von Olaf Scholz begründet liegt, dessen vernünftiger, bedächtiger und ausgewogener Politikstil dem von Angela Merkel ähnele. Nachdem Bauer die Situation und die inhaltliche Ausrichtung der CDU in der Opposition analysierte, sprach er über den Besuch von Ministerpräsident Viktor Orbán bei Olaf Scholz in Berlin Anfang Oktober und nannte diesen einen wichtigen Schritt für die Vertiefung der deutsch-ungarischen Beziehungen. Im Rahmen dieses offiziellen Besuches fand auch eine Podiumsdiskussion mit dem ungarischen Ministerpräsidenten bei Cicero statt, wo dieser die breiten Facetten der in Europa derzeit drängenden Thema diskutieren konnte. Die Diskussion wurde in den deutschen und ungarischen Medien vielfach rezipiert und war für das gegenseitige Verständnis, so Bauer, sehr wichtig, da sich deutsche Zuschauer und Leser sozusagen aus erster Hand über ungarische Politik informieren konnten.
Anschließend kam Bauer auf den Krieg in der Ukraine zu sprechen, der auch in den deutsch-ungarischen Beziehungen manche Fragen aufwirft. „Obwohl beide Länder diese Aggression eindeutig verurteilen und unsere Ziele ähnlich sind, gibt es doch auch Unterschiede zwischen uns. Deutschland unterstützt die Lieferung von Waffen an die Ukraine, während Ungarn Friedensverhandlungen befürwortet“ sagte Bauer. Trotz anderer Meinungsverschiedenheiten, etwa in den Bereichen Europa- oder Migrationspolitik, seien die deutsch-ungarischen Beziehungen jedoch fest, insbesondere im Bereich der Wirtschaft ist die Kooperation der beiden Länder beträchtlich. „Wir müssen nur nach Kecskemét schauen, wo Mercedes-Benz einen wichtigen Produktionsstandort hat“ – resümierte Bauer. Er mahnte auch zu mehr Optimismus, wenn es um die Zukunft der zwischenstaatlichen Beziehungen geht. Anders, als es viele Medien in Deutschland und Ungarn verlautbaren, hätten die Ungarn große Sympathien für die Deutschen und umgekehrt.
Am Ende des Vortrags gab es Gelegenheit zu einer informellen Diskussion und zu Fragen, die weitere Einblicke in die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder boten.