Am Abend des 26. November 2024 fand am MCC-Bildungszentrum in Pécs eine Buchvorstellung mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Die Veranstaltung wurde vom Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit organisiert und stand unter dem Motto: „Merkel-Legenden, Merkels Legenden. Warum Deutschland heute so ist wie es ist?“. Rund 50 Teilnehmer verschiedener Altersgruppen wohnten dem gelungenen Abend bei. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Buch „Angela Merkel. Zwischen Legende und Wirklichkeit. Eine kritische Biographie“ des Autors Dr. Klaus-Rüdiger Mai. Interessanterweise fand die Buchpräsentation zeitgleich mit der Vorstellung von Angela Merkels eigener Autobiografie statt, was der Diskussion eine zusätzliche Dimension verlieh.

Der Abend wurde von Iván Stecher, Junior Visiting Fellow am MCC, moderiert. Nach einem einleitenden Vortrag des Autors gab es eine lebhafte Diskussion mit Alexander Rasthofer, Forschungskoordinator am Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit.

Inhalte der Buchvorstellung

Klaus-Rüdiger Mai, promovierter Germanist, Historiker und anerkannter Publizist stellte in seinem Vortrag zentrale Thesen aus seinem Buch vor. Seine Analyse der Politik Angela Merkels zeichnete ein kritisches Bild der ehemaligen Kanzlerin. Mai argumentierte, dass Merkel die CDU durch eine schrittweise Annäherung an rot-grüne Ideologien ihrer traditionellen Werte beraubt und damit eine Identitätskrise innerhalb der Partei ausgelöst habe. Diese Strategie, Teil einer „asymmetrischen Demobilisierung“, habe zudem langfristig die politischen Grundlagen Deutschlands geschwächt und Merkels Politikstil die politischen Meinungsdiskurse entpolitisiert.

Darüber hinaus kritisierte Mai, dass Merkel taktisch und situationsorientiert agiert habe, anstatt langfristige Strategien zu verfolgen. Diese Politik habe dazu geführt, dass Deutschland heute mit tiefgreifenden institutionellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sei. In seiner Analyse stellte Mai fest, dass Merkels Politik primär auf mediale Narrativen abzielte, während reale Probleme häufig unbehandelt blieben.

Diskussion und Resonanz

In den anschließenden Podiumsdiskussionen vertieften Mai und Rasthofer diese Aspekte. Dabei wurden auch die internationalen Auswirkungen von Merkels Regierungszeit sowie die langfristigen Konsequenzen ihrer Entscheidungen für die europäische Politik, insbesondere aber für Ungarn, beleuchtet. Der Abend bot den Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, eine kritische Perspektive auf die Politik Angela Merkels kennenzulernen, sondern auch, sich aktiv in die Diskussion einzubringen. Das Publikum zeigte reges Interesse und beteiligte sich mit zahlreichen Fragen und Kommentaren, was den interaktiven Charakter der Veranstaltung unterstrich. Die Veranstaltung wurde allgemein als ein informativer und anregender Austausch wahrgenommen, der viele Denkanstöße lieferte.