Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Deutschland und Ungarn im Gespräch“ organisierten das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit am Matthias Corvinus Collegium und die Deutsch-Ungarische Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V. am 10. Mai 2022 eine Zoom-Veranstaltung zur Nachbetrachtung der Ergebnisse der ungarischen Parlamentswahlen. Die Veranstaltung bestand aus einer Analyse und Auswertung der Wahlergebnisse der ungarischen Parlamentswahlen vom 03.04.2022 mit anschließender Möglichkeit für die Zuschauer Fragen zu stellen. Die Veranstaltung wurde von 30 Zuschauern via Zoom live mitverfolgt.

Die Veranstaltung wurde von Bence Bauer, dem Direktor des Deutsch-Ungarischen Institutes, sowie Gerhard Papke, dem Präsidenten der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft eröffnet. Herr Bauer begann die Veranstaltung mit einem kleinen historischen Exkurs und betonte dabei die Stabilität und Verlässlichkeit des parlamentarischen Systems in Ungarn, die sich unter anderem auch daran erkennen lässt, dass es in Ungarn niemals zu vorgezogenen Parlamentswahlen kam. Im Anschluss ließ er die vergangenen Wahlen seit 2006, die Reform des Wahlsystems 2011 und die darauffolgenden Wahlerfolge des Fidesz Revue passieren und endete mit dem Ergebnis der jüngsten Parlamentswahlen 2022. Anschließend wurde das ungarische Wahlrecht in den europäischen Kontext gesetzt und die gängigsten Kritikpunkte am ungarischen Wahlsystem angesprochen. Als ein Hoffnungsträger für eine Verbesserung der deutsch-ungarischen Beziehungen wurde die neue Staatspräsidentin Katalin Novák genannt, die am Morgen des Veranstaltungstages, dem 10.05.2022, ihr Amt antrat.

Im Anschluss an die Nachbetrachtung und Auswertung der ungarischen Parlamentswahlen wurde die aktuelle und umstrittene Thematik der Russland-Sanktionen im Energiesektor angesprochen, bei der sich Ungarn und die EU erneut in einem Interessenskonflikt gegenüberstehen. Bence Bauer stellte den ungarischen Standpunkt wie folgt dar: Ungarn stehe an der Seite der Ukraine und leiste humanitäre Hilfe, könne jedoch aus wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht auf die russischen Energieträger verzichten.

Auch die Auswirkungen des Ukrainekrieges und die daraus resultierenden Unstimmigkeiten zwischen den Visegrád-Staaten sowie die Zukunft der Visegrád-Gruppe wurden thematisiert. Die aktuelle Situation wurde ganz klar als Belastung für die Visegrád-Gruppe angesehen, jedoch nicht als existenzielle Bedrohung, da es sich bei der Visegrád-Gruppe um einen historisch gewachsenen Staatenbund handelt, der bereits in der Vergangenheit Krisen und strittige Themen erfolgreich bewältigt und überwunden hat.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde das Phänomen der zahlreichen ausländischen (Europa-)Abgeordneten angesprochen, die sich aktiv in Ungarn in den Wahlkampf involvierten. Vor allem die skurrile Rolle des Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP) Donald Tusk, der auf der gemeinsamen Wahlkampfveranstaltung der sechs Oppositionsparteien auftrat, wurde angesprochen. Tusk unterstütze damit das Oppositionsbündnis aus sechs Parteien, von denen keine Mitglied in der EVP-Fraktion im Europaparlament ist, und ergriff damit als EVP-Vorsitzender direkt Partei gegen die christdemokratische KDNP, welche wiederum ein Mitglied der EVP ist.

Die in Budapest anwesenden Mitglieder der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft und die Mitarbeiter des Deutsch-Ungarischen Institutes kamen nach dem Ende der Veranstaltung zu einem Empfang im MCC zusammen.