Am 6. Oktober 2025 fand im MCC Budapest die Veranstaltung „Papst Leo XIV. und die Welt“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit am Mathias Corvinus Collegium (MCC). Der Vortrag und die anschließende Podiumsdiskussion wurden von Prof. Dr. Alexander Görlach, Theologe und Geopolitik-Experte an der New York University, gehalten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Frank Spengler, Hauptberater des Instituts und ehemaliger Leiter des Auslandbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung. Begrüßende Worte sprach der Institutsleiter Bence Bauer. Die Veranstaltung zielte auf die Analyse der Erwartungen an das Pontifikat von Papst Leo XIV., der im Mai 2025 gewählt wurde.

Im Vortrag skizzierte Görlach die Konturen des frühen Wirkens vom aktuellen Pontifikat Leos XIV. Er stellte dessen Biografie als Augustiner-Mönch, Bischof in Peru und Kurienmitarbeiter im Vatikan dar. Er betonte die Wahl im Kontext globaler Polarisierung und positionierte Leo als Brückenbauer zwischen liberalen und konservativen Strömungen in der katholischen Kirche. Zentrale Themen waren die Weiterführung der Soziallehre von Leo XIII. in „Rerum Novarum“ (Geist der Neuerung), angepasst an moderne Herausforderungen wie den Wandel der Arbeitswelt durch Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI). Görlach hob Leos Engagement für eine synodale, kollegiale, zusammenstehende Kirche hervor, die den Übergang von einer eurozentrischen „Ecclesia Semper Triumphans“ zu einer reformierenden „Ecclesia Semper Reformanda“ fortsetzt. Weitere Schwerpunkte umfassten den Umweltschutz im Jubiläumsjahr von „Laudato Si'“, eine empathische Haltung gegenüber Migranten und ein erweitertes pronatalistisches Konzept, das nicht nur Abtreibung, sondern auch Armut, Krankheit und Einwanderung einschließt. Leo werde Themen wie das Menschsein in einer hochtechnologisierten Moderne und den interreligiösen Dialog priorisieren, ohne dabei Kernlehren zu ändern, um so Impulse über die katholische Welt hinaus zu setzen.

In der Diskussion ging Frank Spengler in einer Rückfrage auf den ungarischen Ansatz ein, verfolgte Christen vor Ort zu unterstützen, anstatt sie nach Europa zu holen – als Alternative zum vermeintlichen „Welterlöser“-Anspruch Deutschlands. Görlach begrüßte dies als „Hilfe zur Selbsthilfe“, im Einklang mit katholischer Soziallehre und EU-Maßnahmen wie dem Kampf gegen Schleuser, sowie dem Aufbau von Auffangzentren in Nordafrika. Er differenzierte jedoch bei Konflikten in unmittelbarer Nähe, wie Syrien oder der Ukraine, und betonte die Notwendigkeit einer empathischen Sprache.

Eine Zuschauerfrage thematisierte, ob Leos latein- und nordamerikanischer Fokus den katholischen Einfluss in den USA stärken soll, etwa durch Allianzen mit Demokraten gegen republikanische Abschottung, und ob Einladungen wie die von Giorgia Meloni zu KI-Gipfeln politische Instrumentalisierung darstellten. Görlach verneinte eine parteipolitische Absicht und sah dies als Vorbereitung auf eine globalisierte Kirche, die Themen wie KI organisch übernimmt, um in einer multipolaren Welt moralische Autorität zu wahren. Die Veranstaltung unterstrich Leos Plädoyer für den Dialog und erzeugte lebhafte Debatten.

Während seines mehrtägigen Aufenthalts in Ungarn nahm Görlach auch am Netzwerktreffen des Instituts teil, das in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal in Sümeg organisiert wurde. Darüber hinaus fanden mehrere bilaterale Gespräche statt, unter anderem mit Gergely Prőhle, Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung und ehemaliger ungarischer Botschafter, Dr. István Kiss, Geschäftsführender Direktor des Danube Institute, Dr. Gladden Pappin, Präsident des Ungarischen Instituts für Auswärtige Angelegenheiten, sowie Prof. Dr. Gergely Deli, Rektor der Nationalen Universität für den öffentlichen Dienst.