Am 7. Oktober 2025 fand am MCC-Bildungszentrum in Szabadka, Serbien, die Veranstaltung „Mythos und Realität – Deutsch-Ungarische Wechselwirkungen“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom MCC-Bildungszentrum in Szabadka (dt.: Maria-Theresiopel). Eröffnet wurde die Veranstaltung von Viola Varga Diósi, Direktorin für Programme in der Vojvodina. Der Vortrag mit anschließender Fragerunde wurde vom Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, Bence Bauer, und Visiting Fellow Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Geschichtsprofessor an der Technischen Universität Chemnitz, gehalten. Die Veranstaltung zielte darauf ab, auch den Menschen in der Vojvodina ein realistisches Bild von Deutschland näherzubringen. An der Veranstaltung nahmen 60 Gäste teil.
Im Vortrag skizzierten die beiden Redner den Blick der Ungarn und der Deutschen auf das jeweils andere Land. Laut Prof. Kroll sei das Deutschlandbild der Ungarn sehr positiv. Dies sei auf die entferntere Vergangenheit zurückzuführen, als Deutschland noch ein Musterland für viele in Mittel- und Osteuropa war. Dies sei jedoch nicht mehr der Fall. Das Ungarnbild der Deutschen hingegen sei zweigeteilt. Vor allem in Ostdeutschland wären die Bürger Ungarn gegenüber immer noch positiv eingestellt, denn viele erinnern sich auch noch an die Grenzöffnung 1989 und an die Sommer am Plattensee sowie die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten. Der Grund, weshalb die Westdeutschen dem Land eher skeptisch gegenüberstehen, sei laut dem Professor hauptsächlich der negativen Berichterstattung der Medien zuzuschreiben.
Prof. Kroll zufolge seien Sicherheit, Sauberkeit der Städte, hervorragende Infrastruktur und ein stabiles Bildungssystem in Deutschland nicht mehr gewährleistet. Auch die Arbeitsmarktpolitik diene nicht dazu, Arbeit zu schätzen, denn mit der Einführung des Bürgergeldes lohne sich die Arbeit nicht mehr. Der illegalen Einwanderung schrieben die Redner auch eine große Rolle bei der Abwärtsentwicklung Deutschlands zu. Zusätzlich zu den drastischen Kosten bringe diese auch Gewalt und Antisemitismus auf die Straßen.
Im Gespräch wurde auch auf die politische Lage eingegangen. Thematisiert wurde, dass sich die deutsche Politik für eine Brandmauer gegen die größte Oppositionspartei ausspricht und es ein Bestreben gibt, diese sogar ganz zu verbieten. Aus diesen Gründen stellte man fest, dass die negativen Erscheinungen, die man Ungarn vorwirft und dort zu erkennen vermag, eher auf Deutschland zutreffen und dort Realität sind.
Auf eine Frage aus dem Publikum bezüglich der Familienpolitik der beiden Länder erläuterte Institutsleiter Bence Bauer zum einen die positiven Aspekte der Familienpolitik Ungarns, zum anderen erklärte er, dass in Deutschland die Zahl der autochthonen Deutschen drastisch sinke. Dies lasse sich auf die Tatsache zurückführen, dass viele Deutsche wegzögen sowie noch weniger Kinder als Menschen mit Migrationshintergrund hätten.
Institutsleiter Bauer und Prof. Kroll hatten außerhalb des Vortrags die Möglichkeit, Subotica kennenzulernen. Die Stadt gehörte bis 1920, als der Vertrag von Trianon die Grenzen umschrieb, zum Königreich Ungarn, und bis heute bekennt sich ein Teil der Einwohner zur ungarischen Minderheit. Darüber hinaus fanden mehrere bilaterale Gespräche statt, unter anderem mit den Vertretern des Ungarischen Bürgerlichen Kasinos in Sombor (Zombor) sowie mit Gabrijela Bogišić, Geschäftsführerin des Deutschen Humanitären Vereins „St. Gerhard“ in Sombor.