Am 23. Mai 2024 hielt Frank-Lothar Kroll, Visiting Fellow des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, einen Vortrag im MCC-Bildungszentrum Békéscsaba. Die Veranstaltung wurde von etwa 20 Zuhörern besucht, die im Anschluss an die Vorlesung Gelegenheit hatten, Fragen zum Thema zu stellen

In seinem Vortrag erläuterte Professor Kroll, dass die konservative Politik es derzeit nicht leicht habe. Dies gelte insbesondere für Deutschland, wo konservative Positionen in den letzten Jahren in der politischen Arena an Gewicht verloren hätten. Im Laufe des Vortrags untersuchte er die historischen und gesellschaftlichen Gründe für die Marginalisierung konservativer Positionen in Westeuropa und die Möglichkeiten für den deutschen konservativen Flügel, sich neu zu definieren. Obwohl jede der drei großen europäischen Regionen – West-, Mittel- und Osteuropa – ihre eigene spezifische konservative Tradition aufweise, stelle sich die Frage, ob es eine Reihe von konservativen Werten gebe, die allen europäischen Strömungen als gemeinsame Richtschnur für eine erfolgreiche Erneuerung dienen könnten. „Was ist die Idee der konservativen Politik?”, fragte der Redner.

Das Wichtigste sei, dass der Freiheitsbegriff der konservativen Ideen nicht derselbe sei wie der Freiheitsbegriff der liberalen Ideen. Die konservative Freiheit sei keine grenzenlose individuelle Freiheit, sondern beinhalte eine Verantwortung für die Mitmenschen und die Gemeinschaft. Der andere Hauptpunkt sei, dass Europa vom Geist des Christentums durchdrungen sei, das die Persönlichkeit des Einzelnen, seine Freiheit und sein Verantwortungsbewusstsein sowie die Notwendigkeit der Solidarität mit den Mitmenschen betone. Da das christliche Ideal ein konservatives Ideal sei, ergänzten sich die beiden gegenseitig. Soziale Gerechtigkeit und soziale Verantwortung bildeten auch im Hinblick auf das konservative Ideal wichtige Aspekte. So ergebe sich aus diesen Werten die Begründung des europäischen Sozialstaats, der bereits lange vor der Sozialdemokratie oder dem Sozialismus eine ureigene christlich-konservative Idee gewesen sei. Der Vortrag hob auch hervor, dass in Europa den Bürgern grundlegende Lebensbedingungen, Rechtssicherheit, Bildung, Gesundheitsversorgung und Schutz bei Angriffen und Übergriffen garantiert würden. Diese Garantien stelle der Nationalstaat zur Verfügung, sodass die Nation ein drittes wichtiges Anliegen des Konservativismus sei. Europa stehe auf der Welt also für Freiheit. Man könne sagen, dass die Hauptaufgabe konservativer Politik in Europa folglich darin bestehe, die Freiheit aller Bürger zu gewährleisten. Europa müsse hierbei nach innen vielfältig und nach außen geeint auftreten, so der Professor abschließend.

Im Anschluss an den Vortrag fand eine Podiumsdiskussion statt, die von Kolja Diekmann, dem Praktikanten des Deutsch-Ungarischen Instituts des MCC, moderiert wurde.