An der Schwelle zu einem Wendepunkt? - Das MCC-Regionalzentrum in Pécs veranstaltete eine ausgebuchte Veranstaltung zum Thema "Die Europäische Union vor den Wahlen". Bence Bauer, Direktor des Ungarisch-Deutschen Instituts, sprach mit Ákos Bence Gát, Leiter des Bereichs EU-Angelegenheiten bei MCC Brüssel.
Bence Bauer erinnerte daran, dass Ungarn, wenn wir die europäische Politik betrachten, seit 2011 ständig unter Beschuss steht, oft als Ergebnis von individuellen Machtspielen. Diese Konflikte werden eindeutig von der Zusammensetzung des Europäischen Parlaments beeinflusst, also es spielt durchaus eine Rolle, wer auf den Sitzen der Institution sitzt. Er fügte hinzu: "Ab 2018 wird das Europäische Parlament von einer linksliberalen Mehrheit dominiert werden, deren Ansatz für Ungarn in vielerlei Hinsicht inakzeptabel ist."
Ákos Bence Gát ist der Meinung, dass die kleinen Delegationen mehrerer großer Mitgliedstaaten immer noch mit der ungarischen Politik sympathisieren, dass aber die von Land zu Land sehr unterschiedlichen Wahlregeln dazu führen, dass ansonsten gewichtslose Elemente im Europäischen Parlament sehr laut sind, was die größeren Parteien aufgrund ihrer aktiven Medienpräsenz zwingt, sie zu unterstützen.
Nach Ansicht von Experten ist es wichtig, dass an der Spitze der Union Führungspersönlichkeiten stehen, die den Prozess im Interesse Europas als Ganzes lenken. Ákos Bence Gát kritisierte das Konzept der Vereingten Staaten von Europa: "Den Mitgliedstaaten alle Macht zu nehmen und sie in Brüssel zu konzentrieren, kann keine Lösung sein. Dies hat zur Folge, dass den Mitgliedsstaaten eine Ideologie aufgezwungen wird, die oft auf Einzelinteressen beruht".
Deutschland sei zwar immer noch die führende Macht in Europa, aber seit Helmut Kohl habe man keinen Politiker mehr gesehen, der den Bundesstaat und Europa mit starker Hand führen könne, so Bence Bauer. Er betonte, dass Ungarn und Deutschland viele Verbindungen haben. Deshalb müssen wir bedenken, dass Deutschland derzeit mit einer Reihe von sozialen Krisen konfrontiert ist, die auch uns betreffen.
Ákos Gát sagte, dass es in Brüssel eine heftige progressive Tendenz gebe, mit der man, wenn man sich nicht damit identifizieren könne, vor die Tür gesetzt werde. Konservative Werte sind fast schon ein Schimpfwort.
Nach der Diskussion beantworteten die Redner auch eine Reihe von Fragen aus dem Publikum der Veranstaltung in Pécs.