Am 24. November 2023 stattete das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit dem MCC-Schulungszentrum in Békéscsaba einen Besuch ab. An der Tagesordnung stand an diesem Freitagabend ein Vortrag, welcher die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen thematisierte und den knapp 40 anwesenden Besuchern einen Einblick in die Stärken aber auch die Herausforderungen der deutsch-ungarischen Beziehungen geben sollte.

Die Veranstaltung war in Form eines Q&As strukturiert, sodass Mónika Mittag, die Leiterin des Ausbildungszentrums und Moderatorin an diesem Abend, den beiden Experten Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, und Géza Sebestyén, Leiter der MCC-Schule für Wirtschaftspolitik, gezielte Fragen zum wirtschaftspolitischen Kurs Deutschlands und den daraus folgenden Auswirkungen auf Ungarn stellen konnte. Im Anschluss durfte auch das Publikum einige Fragen stellen.

Deutschlands Bedeutung in der gesamteuropäischen Wirtschaft sei nicht zu untertreiben, betonte Sebestyén ganz zu Beginn der Befragung, deshalb blicke man mit größter Sorge auf jede Entscheidung, die in Berlin getroffen werde. Vor allem für Ungarn hätten diese Entscheidungen weitreichende Folgen, da das Land rund ein Drittel seines Außenhandels mit Deutschland abwickele und eine blühende Landschaft aus Zulieferungsbetrieben für die deutsche Großindustrie unterhalte. Dadurch sei es umso dramatischer, dass die Wirtschaftspolitik Deutschlands mehr und mehr von ideologischen Beweggründen beeinflusst zu werden scheine, was zu fragwürdigen Entwicklungen führe, erklärte Bauer und bezog sich dabei unter anderem auf den Atomausstieg, eine Entscheidung, welche der Rest Europas nicht unterstütze. So bremse sich Deutschland in vieler Hinsicht selbst aus und habe darüber hinaus besonders stark mit den Folgen der Krisen der letzten Jahre zu kämpfen. Deutschlands Arbeitsmarkt habe sich noch immer nicht von der Coronakrise erholt und auch die Migrationspolitik der vergangenen Jahrzehnte habe sich nun mehr als Last, als als regulierendes Mittel in einem schrumpfenden Arbeitsmarkt ergeben. Die Energiekrise, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, komme nun noch erschwerend hinzu. Besonders leide die deutsch-ungarische Beziehung jedoch unter der Tendenz der Deutschen, ihre Meinung exportieren zu wollen, anstatt in den offenen Diskurs mit Regierungen anderer Länder einzutreten, und dabei auch auf wirtschaftliche Druckmittel zurückzugreifen.

Allerdings, ergänzte Bauer zum Schluss, verbinde Deutschland und Ungarn eine tausendjährige gemeinsame Geschichte sowie enge kulturelle Verbundenheit und auf dieser Grundlage könne man bauen. Insgesamt, dabei waren sich die beiden einig, könne man, wenn auch mit Sorge, doch zuversichtlich auf die Zukunft blicken und man gehe davon aus, dass die engen kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen die deutsch-ungarische Beziehung auch weiterhin stärken werden.