Anlässlich der Übersetzung und bevorstehenden Veröffentlichung ihres Satire- Buchs „Genderkomédia – - Hogyan akar egy abszurd ideológia uralkodni a mindennapjainkon?“ (deutscher Titel: „GenderGaga: wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will“) durch den Verlag des MCC reiste die deutsche Autorin Birgit Kelle vom 09. bis 11.03.2022 nach Ungarn, um ihr Werk zusammen mit dem Deutsch-Ungarischen Institut an verschiedenen MCC Bildungszentren vorzustellen.

Den Auftakt ihres Besuchs bildete die Vorstellung am MCC in Pecs.

Dort eröffnete zunächst Róbert Pónusz, Leiter des MCC in Pecs, die Veranstaltung. Birgit Kelle ist als freie Journalistin und Publizistin tätig und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Debatte um das Gendern. Persönlich kam die gebürtige Siebenbürgerin mit dem Thema Feminismus in Berührung, als sie nach der Geburt ihres ersten Kindes entschieden hatte, zu Hause zu bleiben. Sie habe sich damals gefragt, warum Feministinnen keine Frauen- sondern nur noch Genderpolitik betrieben. Aus ihrer Sicht beginne das Problem schon damit, dass unter den Begriff „Gendern“ zu viele Interessen fallen. Zudem müsse zwischen der biologischen Definition und der soziologischen Prägung des Begriffs unterschieden werden. Während das biologische Geschlecht immer weiter in den Hintergrund rücke, werde mittlerweile das eigene Empfinden zum entscheidenden Faktor für die geschlechtliche Zuordnung gemacht.

Im anschließenden Interview, das von Kinga Fodor und Kristof Schlegl geführt wurde, kam die Frage nach der Relevanz des Buches für Ungarn auf. Dem Gendern, so Birgit Kelle, komme europaweit eine immer größere Bedeutung zu. Folglich werde auch Ungarn in naher Zukunft damit konfrontiert werden und müsse entscheiden, inwieweit dem Thema ein Platz in der Gesellschaft geschaffen werden solle. Die nationale Gesetzgebung dürfe nicht zu sehr von internationalem Einfluss bestimmt werden

Am folgenden Abend fand die Buchvorstellung im Scruton Café des MCC in Budapest statt.

Am Beginn der Veranstaltung richtete sich zunächst Boris Kálnoky, Leiter der Medienschule des MCC, mit einigen einleitenden Worten an die etwa 50 anwesenden Gäste. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit ihm und zwei weiteren Journalisten begann Birgit Kelle ihre Ausführungen mit der grundsätzlichen Frage, wem die Sprache eigentlich „gehöre“ und wer somit das Recht habe über die Sprache zu entscheiden. In Deutschland werde der gendergerechte Umbau der deutschen Sprache von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Aktivisten, Journalisten und Politikern vorangetrieben. Diese „Top-Down-Sprachreform“ werde jedoch laut Umfragen von einer Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und soll daher durch Druck und Zwang umgesetzt werden.

Die Autorin warf ebenfalls die Frage auf, ob die offiziell feministische Genderpolitik den Frauen überhaupt zum Vorteil gereiche. Biologische Männer in Frauengefängnissen und die zunehmende Einfluss von Trans-Frauen im Frauensport waren nur einige der vorgebrachten Beispiele. Die Genderdebatte betrachtet Kelle allgemein als ein Luxusproblem.

In der anschließenden Fragerunde wurde die Rolle des Rechtschreibrates in der Genderdebatte diskutiert und die Frage gestellt, was die besten Methoden seien, die eigene Unzufriedenheit über diesen Umbau der deutschen Sprache zum Ausdruck zu bringen und sich für den Erhalt der deutschen Sprache einzusetzen. Im Verlauf der Veranstaltungen meldeten sich jedoch auch Stimmen zu Wort, die die von der Autorin vertretenen Darstellungen und Positionen hinterfragten und es entwickelte sich eine lebhafte Debatte zwischen den Anwesenden, bei der unterschiedlichste Argumente und Standpunkte ausgetauscht wurden.

Zu guter Letzt reisten unsere Kollegen mit Birgit Kelle nach Györ. Nach der Begrüßung durch Dr. Dávid Fekete, dem Leiter des dortigen MCC, führte Dr. Bence Bauer das Gespräch mit der Journalistin. Sie betonte, dass das Genderthema dasjenige sei, bei dem in der aktuellen Regierung die größte Einigkeit herrsche. Mit der Genderpolitik würden vorallem neue Problemfelder, aber keine Lösungen geschaffen. In der Bewegung selbst herrschten Uneinigkeiten; dies eröffne politischen Parteien in Deutschland die Möglichkeit, sich auch anhand dieses Themas neu auszurichten.

Bei den Empfängen im Anschluss an die Veranstaltungen hatten die Zuhörer jeweils die Möglichkeit, sich persönlich mit Birgit Kelle über die angesprochenen Themen auszutauschen und nahmen diese auch rege an.