Am 29. März 2023 stellte Frau Zsófia Nagy-Vargha, stellvertretende Staatssekretärin für Jugend im Ministerium für Kultur und Innovation, auf einer online Podiumsdiskussion die zentralen Eckpfeiler der ungarischen Familienpolitik vor. Im Rahmen der bereits siebten Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Deutschland und Ungarn im Gespräch“ des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit und der Deutsch Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V. wurde die besondere Bedeutung der Familie in Ungarn angesichts der aktuellen Krisen besprochen.

 

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten die beiden Co-Organisatoren Dr. Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, und Tamás Fonay, Projektkoordinator des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, das Onlinepublikum mit knapp 60 Teilnehmern. Dabei verwies Papke auf das große Interesse der Familienpolitik in Ungarn und Deutschland und betonte, dass in Ungarn insbesondere die Familie als tragende Rolle des freiheitlichen Zusammenlebens verstanden wird.

Zsófia Nagy-Vargha fügte hinzu, die Verbesserung der allgemeinen demografischen Situation sei eng mit der Familienpolitik verbunden, weshalb seit der Wahl 2022 zentrale Familienangelegenheiten im Ministerium für Innovation und Kultur verankert seien. Es sei die ungarischen Weltanschauung, dass die Ehe zwischen Mann und Frau die Grundlage einer funktionierenden Familie bilde, aus der eine Eltern-Kind-Beziehung hervorginge. Außerdem betonte sie, dass sich die ungarische Regierung schon im Jahr 2010 zum Ziel gesetzt habe, den Kinderwunsch vieler Familien zu unterstützen. Eine tragende Rolle spiele dabei die Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Kindererziehung, was durch ein breites Angebot von Kinderbetreuung, Elternzeit, materieller Unterstützung sowie Steuervorteilen für Familien gewährleistet werden soll.

Nach der Vorstellung der zentralen Aspekte der Familienpolitik wurde die Diskussionsrunde eröffnet: Es wurde darauf hingewiesen, dass die Steuervorteile in der ungarischen Familienpolitik im europäischen Vergleich einzigartig seien. Nagy-Vargha bestätigte, dass die Maßnahmen auch durchaus ihre Wirkung zeigten: Insgesamt ist die Geburtenrate vom bisherigen tiefsten Wert im Jahr 2011 (1,2) bis 2022 auf 1,6 Kindern pro Familie gestiegen. Allerdings wurde das Ziel des Geburtseinstiegsalters auf unter 30 zu senken noch nicht zufriedenstellend erreicht; sie verwies aber auf die aktuellen Krisen, die eine enorme Herausforderung für die Familienpolitik darstellten.

Bezüglich der finanziellen Absicherung werdender Mütter wurde auf das großzügige Kinderkrippen- und Verpflegungssystem hingewiesen, welches jeder Familie kostenlos zur Verfügung stehe. Des Weiteren wurde die Rolle der Frau beleuchtet: Frauenpolitik sei ein wichtiger Teil der Familienpolitik, da die überwiegende Mehrheit der Frauen auch Mütter sind, die davon profitiere. Die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit von Frauen stelle dabei eine wichtige Priorität dar. Die statistischen Daten belegen eindeutig das Ergebnis: Die derzeitige Beschäftigungsquote von Frauen ist die Höchste seit mehr als 20 Jahren.

Der gemeinsame Konsens des Plenums war, der Unterschied zwischen Deutschland und Ungarn läge darin, dass dem Konzept der Familie in Ungarn ein höherer Wert beigemessen werde - vor allem auch bei jungen Erwachsenen in Deutschland stelle man sich dagegen - aufgrund mannigfaltiger Krisen dieser Welt - jedoch die Frage, ob man heutzutage überhaupt noch Kinder bekommen sollte. Aber für wen wollten wir eine sichere und nachhaltige Zukunft gestalten, wenn nicht für unsere Kinder?