Am letzten Tag des diesjährigen MCC-Festes, dem 30. Juli 2022, fand auf der Katona-Bühne eine englischsprachige Podiumsdiskussion mit dem Titel „Germany in 2022 - politics, media and public life in a turmoil“ mit rund 70 Teilnehmern statt.

An der Podiumsdiskussion nahmen der Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftshistoriker Peter Hefele, politischer Direktor des Wilfried Martens Centre, der Politischen Stiftung der EVP die Politikerin Saskia Ludwig, Mitglied der CDU und Mitglied des Brandenburger Landtags, und der Journalist Roland Tichy, Gründer der Zeitschrift "TICHYS EINBLICK", teil. Die Diskussion wurde von Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts des MCC, moderiert.

Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion standen das politische Erbe und die Wahrnehmung der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Neuorientierung der CDU, die bisherigen Aktivitäten des Parteivorsitzenden Friedrich Merz, die Reformpläne der derzeitigen Ampel-Koalitionsregierung sowie die drängendsten Fragen der deutschen Energiepolitik. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen der Migrationskrise 2015 in Deutschland, die außenpolitischen Entscheidungen Deutschlands und die sich verändernden politischen Ziele der Koalitionsparteien diskutiert.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Wahrnehmung von Angela Merkel nicht mehr so positiv ist, wie sie einmal war. Nach Ansicht von Roland Tichy hat die Altkanzlerin ihrem Nachfolger ein Deutschland in einer schwierigen Situation hinterlassen, insbesondere durch ihre wirtschafts-, energie- und migrationspolitischen Entscheidungen. Peter Hefele hingegen wies auf den dramatischen Rückgang des internationalen Einflusses Deutschlands in den letzten anderthalb Jahrzehnten hin. 

Im Hinblick auf das historisch schlechte Abschneiden der CDU bei der Bundestagswahl 2021 sieht Saskia Ludwig die Ähnlichkeit der Ziele der großen Parteien und das Fehlen eines eigenständigen Profils als Hauptgründe für das schlechte Ergebnis. Roland Tichy ergänzte, dass sich die CDU nach Merkel in eine Krise gestürzt habe, indem sie Armin Laschet an die Parteispitze gewählt habe. Mit Blick auf die aktuellen politischen Pläne der Ampelkoalition, welche große gesellschaftliche Veränderungen vorsieht, warnte Peter Hefele davor, den politischen Willen zur Umsetzung dieser Pläne zu unterschätzen, da die Umsetzung dieser Pläne stark von der liberalen FDP unterstützt werde, die sich in den letzten Jahren zusammen mit den Grünen intern gewandelt habe.

In Hinsicht auf die Energiesituation in Deutschland war sich das Gremium einig, dass die frühere Entscheidung der deutschen Regierung, aus der Kernenergie auszusteigen, ein Fehler war. Laut Saskia Ludwig ist es jedoch so gut wie sicher, dass die letzten drei deutschen Kernkraftwerke, die noch in Betrieb sind, nicht bis Ende dieses Jahres abgeschaltet werden. Peter Hefele vertrat die Ansicht, dass der deutsche Egoismus zu der gegenwärtigen Energiekrise geführt hat – Deutschland hat keine Anstrengungen unternommen, seine Energiequellen zu diversifizieren, obwohl es Anzeichen dafür gab, dass eine Krise ansteht. Roland Tichy fügte hinzu, dass man eine gewisse Ironie nicht verneinen kann, denn die derzeitige deutsche Regierung lehnt zwar die Nutzung von Kernkraftwerken ab, jedoch bezieht sie Atomstrom aus anderen europäischen Ländern. Wenn Deutschland zu dieser Energiequelle zurückkehren will, muss seiner Meinung nach so schnell wie möglich eine Entscheidung getroffen werden, um eine größere Krise abzuwenden. Im Gegensatz dazu ziehen es die Grünen vor, die Entscheidung mit einer Verzögerungspolitik aufzuschieben.