Die Bundestagswahl 2025 stellt einen bedeutenden Wendepunkt für die politische Zukunft Deutschlands dar. Der Wahlkampf war von zahlreichen Herausforderungen geprägt, darunter die wirtschaftliche Lage, die Migrationsfrage sowie die zunehmende politische Polarisierung zwischen den Parteien. Die Wahlergebnisse werden nicht nur die Innenpolitik Deutschlands neugestalten, sondern auch Auswirkungen auf die politischen Verhältnisse innerhalb der Europäischen Union sowie auf die deutsch-ungarischen Beziehungen haben. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit fanden sowohl im In- als auch im Ausland Fachvorträge und Podiumsdiskussionen statt. Experten analysierten die Hintergründe der Wahlen, die zentralen Themen des Wahlkampfs sowie die potenziellen Konsequenzen der Wahlergebnisse.
MCC Eger
11.03.2025
Im MCC-Bildungszentrum in Eger, das erst im November letzten Jahres eröffnet wurde, analysierten Prof. Dr. Oliver W. Lembcke, Professor für Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, und Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, die Bundestagswahl in Deutschland sowie die seither eingetretenen politischen Entwicklungen. Die Podiumsdiskussion wurde von Dániel Grózner, Projektkoordinator des Deutsch-Ungarischen Instituts moderiert. Die Experten betonten, dass die zunehmende Stärkung der AfD und der Partei Die Linke, die sich an den entgegengesetzten Polen des politischen Spektrums befinden, dazu führt, dass Parteien, die in der Wahl unterlegen waren oder abgewählt wurden, erneut Regierungsverantwortung übernehmen – wie es am Beispiel der SPD zu beobachten ist. Zudem wurde hervorgehoben, dass die Aufgabe zentraler Wahlversprechen der CDU im Zuge der Koalitionsverhandlungen eine erhebliche Enttäuschung und Frustration unter den Wählern hervorruft, was wiederum das Vertrauen in die Parteien und das demokratische System insgesamt schwächt. Im Anschluss an die Veranstaltung setzte sich die lebhafte Diskussion mit reger Beteiligung des Publikums fort.
MCC Békéscsaba
12.03.2025
Bei der Veranstaltung in Békéscsaba präsentierte Prof. Dr. Michael Sommer, Historiker an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Visiting Fellow am Mathias Corvinus Collegium, die Ergebnisse der Bundestagswahl und gab einen umfassenden Überblick über die Struktur des deutschen Parteiensystems. Anschließend analysierte er gemeinsam mit Tristan Csaplár, Forschungskoordinator des Deutsch-Ungarischen Instituts, die Auswirkungen der Wahlergebnisse auf die politische Landschaft in Deutschland. Die Wahl führte zu einem Sieg des rechten und konservativen Lagers, das die Mehrheit der Mandate erringen konnte, jedoch weiterhin von internen politischen Spannungen geprägt ist. Sommer betonte, dass die Parteien der politischen Mitte nun unter enormem Druck stehen, da die Wähler ihnen möglicherweise die letzte Chance zur Lösung der drängenden Probleme des Landes gegeben haben. Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde thematisiert, dass die CDU überraschend schnell eines ihrer zentralen Wahlversprechen gebrochen hat, indem sie einer Reform der Schuldenbremse zustimmte. Zudem wurde auf die zügigen und parteipolitisch motivierten Verhandlungen zwischen der CDU/CSU und der SPD eingegangen, die darauf abzielen, strategische Interessen beider Parteien in den Koalitionsgesprächen zu wahren.
MCC Szabadka
13.03.2025
Die dritte Woche der Veranstaltungsreihe beschloss Institutsdirektor Bence Bauer mit seiner Präsentation in Maria-Theresiopel (ung.: Szabadka, serb.: Subotica) in der Woiwodina/Serbien. Auf der Veranstaltung am 13. März nahmen etwa 50 Personen teil. Mit ihm auf dem Podium fungierte als Co-Referentin Dr. Irén Rab, Kulturhistorikerin, ehemalige ungarischsprachige Lektorin an der Georg-August-Universität Göttingen, ehemalige Direktorin des ungarischen Zweigs der Deutschen Schule Budapest und Gründerin, Chefredakteurin von Ungarnreal, einem deutschsprachigen Portal für Geschichte und öffentliches Leben.
Die Gastgeberin der Veranstaltung war Viola Varga Diósi, die für die Programme in der Woiwodina zuständige Direktorin des MCC. Die Gesprächspartner stellten die Ergebnisse der Bundestagswahlen am 23. Februar vor. Ihre Analyse behandelte auch die Frage, wonach die CDU nicht als große Gewinnerin der Wahlen gelten kann. Dies hat damit zu tun, dass viele Wähler ihre Glaubwürdigkeit anzweifelten. Die CDU ist strukturell, inhaltlich und personell in einem Dilemma: Strukturell regiert sie in den Ländern in Gestalt von SPD, Grünen und BSW mit ausschließlich linken Parteien. Inhaltlich gesehen waren die Regierungen von Angela Merkel für die Verfehlungen in der Migrations-, Gesellschafts- und Energiepolitik verantwortlich. Personell gesehen sind mit Ausnahme des Parteivorsitzenden Friedrich Merz und von Generalsekretär Carsten Linnemann diejenigen Personen in der Führungsverantwortung, die selbst Teil dieser Politik waren. Das Gespräch stieß auf großen Publikumszuspruch, die Teilnehmer stellten viele Fragen, auf der Veranstaltung nahmen zahlreiche relevante Persönlichkeiten des politischen, zivilgesellschaftlichen, minderheitspolitischen und öffentlichen Lebens teil wie auch eine große Zahl an MCC-Studenten aus der Woiwodina.
Nach der öffentlichen Veranstaltung im MCC-Zentrum wohnten die Gäste aus Ungarn den bewegenden Gedenkfeierlichkeiten aus Anlass des 15. März, dem ungarischen Freiheitskampf, bei, die vom Ungarischen Generalkonsulat in Maria-Theresiopel ausgerichtet wurden. Auf diesem Ereignis konnten sie mit vielen Vertretern des Ungarntums in der Woiwodina zusammenkommen. Anderntags traf die MCC-Delegation im Rahmen ihres Besuchsprogramms mit Rudolf Weiss, dem Präsidenten des Deutschen Volksverbandes zusammen, der die Lage des 2.573 Personen zählenden autochthonen deutschen Nationalität in der Woiwodina schilderte. Ferner kam es zu einem Gedankenaustausch mit Kornelia Weigner, der Präsidentin des Deutschen Vereins Maria-Theresiopolis über Bildungsfragen der deutschen Minderheit. Bence Bauer gab überdies dem örtlichen ungarischen TV-Sender und der Sendung der deutschsprachigen Minderheit Interviews. Die Besuchsreise wurde mit der Besichtigung der Synagoge und des Rathauses abgeschlossen.