Am 6. Dezember 2024 veranstaltete das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit am Mathias Corvinus Collegium in Budapest eine Buchvorstellung des Sammelbands „Ungarnreal – Ungarn aus erster Hand“ mit der Gründerin und Chefredakteurin des gleichnamigen deutschsprachigen Portals für ungarische Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen, Dr. Irén Rab. Das Buch wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, sowie als Moderatorin Ágnes Horváth, Redakteurin bei der MTVA für Kossuth-Radio, einem interessierten Publikum von rund 50 Leuten vorgestellt.

 

In seinem Grußwort ging Bence Bauer auf das vierjährige Jubiläum des Deutsch-Ungarischen Institutes ein, welches im selben Jahr gegründet worden war, wie Ungarnreal. Beide Institutionen verbinde das Ziel, ein Forum zwischen Ungarn und der deutschsprachigen Welt zu sein, denn „dass Deutschland zu unseren engsten Partnern gehört, ist für uns selbstverständlich“. In Zeiten, in denen es dennoch immer mehr Entfremdungen voneinander gebe, sei ein Buch wie das von Irén Rab, das Einblicke und Hintergründe über Ungarn liefere, unerlässlich und besonders wichtig.

In der folgenden Podiumsdiskussion sprachen die Panelisten über die Entstehungsgeschichte, den Inhalt und die Mission des Buches sowie über die deutsch-ungarischen Beziehungen. Der Band bringt seinen Lesern das ungarische Selbst- und Fremdbild, die ungarische Geschichte, Landeskunde, Kultur und Erinnerungskultur sowie die Hintergründe der wichtigsten ungarischen Gedenktage näher. Dabei unterfüttert es die gesammelten Essays, Meinungsartikel und wissenschaftlichen Analysen zahlreicher deutscher und ungarischer Autoren auch mit Originalquellen in deutscher Übersetzung. Damit möchte es dem deutschen Leser einen Orientierungskompass an die Hand geben, um Ungarn besser zu verstehen. Weitere Bücher seien in Planung.

Irén Rab betonte, dass in dem Buch nicht nur die politischen Positionen einer Seite abgebildet werden sollten, sondern Autoren und Texte sowohl des linken als auch des konservativen politischen Lagers einen Platz finden würden. Dies sei auch deswegen wichtig, da sich in Deutschland nicht nur konservative Leser, sondern auch linksliberale Leser für die Nachrichten und Berichte von Ungarnreal interessieren würden. Darüber hinaus sei es ihr auch wichtig gewesen, dass jenseits der Politik viele kulturelle und historische Themen Erwähnung finden. Sie betonte, dass ihr Buch explizit kein politisches Buch sein solle und nicht Stellung zu politischen Fragen nehmen wolle. Wichtiger sei es ihr gewesen, die jahrhundertealten deutsch-ungarischen Verbindungen nachzuzeichnen und die gegenseitigen Selbst- und Fremdbilder zu erschließen.

Bence Bauer betonte die reichhaltigen bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn, die abgesehen von der politischen Ebene nach wie vor stark seien und blühen würden. Hierzu trage auch die ungarndeutsche Minderheit sowie die zahlreichen deutschen Staatsbürger und Unternehmen in Ungarn bei. Schwierig sei jedoch die mangelnde neutrale Medienberichterstattung über Ungarn in deutscher Sprache, da viele Vorurteile das Ungarnbild beeinflussen und auch auf politischer Ebene in Deutschland starke identitätspolitische Kämpfe geführt würden. In diesem Sinne sei es auch eine Aufgabe des Buches, eine Mittlerrolle einzunehmen, sprachliche Missverständnisse zu überbrücken, als interkultureller Dolmetscher zu fungieren und den Leuten eine Informationsplattform zu bieten, sodass sie sich selbst ein Bild von Ungarn machen könnten. Bauer äußerte seinen Wunsch, dass die Deutschen die Ungarn in Zukunft mehr so akzeptieren könnten, wie sie seien und man mehr Verständnis füreinander aufbringen könne.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden von der Moderatorin des Abends, Ágnes Horváth, auch einige Passagen aus dem Buch in ungarischer Übersetzung gelesen.