16 Jahre lang hat Kai Diekmann, der Chefredakteur der BILD, bestimmt, worüber Deutschland spricht – jetzt spricht er erstmals selbst.
In seinem im Mai 2023 erschienenen Buch „Ich war BILD: Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffären und Skandalen“ blickt Diekmann auf eine lange und bewegte Karriere zurück. Am 16. November 2023 stellte er sein Buch im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Ich war Bild - 16 Jahre an der Spitze der mächtigsten Zeitung Deutschlands“ auf Einladung des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am Mathias Corvinus Collegium in Budapest vor. Vor einer Zuhörerschaft von rund 80 Leuten las er aus seiner Biographie vor und diskutierte mit seinem ehemaligen Journalistenkollegen im Axel-Springer-Verlag, Boris Kálnoky, dem jetzigen Leiter der MCC-Medienschule, die bedeutendsten Stationen seiner Karriere.
Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, Bence Bauer, begrüßte Diekmann herzlich und wies in seiner einleitenden Rede auf die Bedeutung von Bild als Deutschlands auflagenstärkster Zeitung seit über 70 Jahren hin. Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ hätten ganze deutsche Generationen geprägt.
Diekmann selbst berichtete, was es mit den Rügen des deutschen Presserates auf sich habe, wie es tatsächlich in den Redaktionen zugehe und wie Medien dem Druck aus der Politik standhalten könnten. Er sprach darüber, wie ein Anruf auf seiner Mailbox eine ganze Staatsaffäre ausgelöst hatte und einen Bundespräsidenten zu Fall brachte. Er erzählte von seiner Anwesenheit am Totenbett Helmut Kohls, über die Freundschaft Kohls und Viktor Orbáns und ihre Bedeutung für die Geschichte Europas und der deutschen Wiedervereinigung. Er verriet kuriose Anekdoten, so, wie er zufällig mit Vladimir Putin selbst schwimmen und Eishockey spielen gewesen war oder wie er aus Versehen Angela Merkel persönlich bei einem Mittagessen in Berlin versetzt hatte. Und er fand deutlich Worte im Hinblick auf die vehemente deutsche Kritik an der ungarischen Politik: „Wenn man eine solche Wahlrechtsreform durchführt, wie die deutsche Ampel-Koalition, dann muss man sehr vorsichtig sein, wenn man andere kritisiert.“
Im Anschluss beantwortete Diekmann die zahlreichen Fragen des Publikums zur Rolle und Zukunft des Journalismus und der Pressefreiheit: „Wir haben einen Meinungseinheitsbrei in den Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen Medien, der mich ankotzt. Da besteht eine Presseunfreiheit, die nicht von oben angeordnet wird, sondern in den Köpfen und Sozialisationen entsteht.“
Im Rahmen seines Aufenthaltsprogrammes besuchte Diekmann das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit, traf sich mit der deutschen Botschafterin Julia Gross, sprach mit Balázs Orbán und Zoltán Szalai, Kuratoriumsvorsitzendem und Generaldirektor des MCC und besuchte die Redaktion der Wochenzeitschrift Mandiner. Des Weiteren traf er Boris Kálnoky, mit dessen ungarischen Studenten an der Medienschule er ebenfalls diskutierte.