Deutschlands bevölkerungsreichstes und wirtschaftsstärkstes Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) hat am 15. Mai einen neuen Landtag gewählt. Anlässlich der Wahl organisierten das Ungarisch-Deutsche Institut für europäische Zusammenarbeit des Mathias Corvinus Collegiums (MCC) und die Stiftung für ein Bürgerliches Ungarn einen gemeinsamen Wahlabend am MCC in Budapest. Die Veranstaltung wurde von 50 Personen besucht.
Eröffnet wurde der Abend von Bence Bauer, dem Direktor des Ungarisch-Deutschen Instituts. Bauer erläuterte, was es über die Wahlabende in Deutschland zu wissen gibt und wie sich diese von den Wahlauswertungen in Ungarn unterscheiden. Im Rahmen der Veranstaltung fanden zwei Podiumsdiskussionen statt, wobei die Besetzung der Podiumsdiskussion unverändert blieb. Dr. Piotr Kocyba, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europainstitut der Technischen Universität Chemnitz, moderierte beide Podiumsdiskussionen. Die Teilnehmer waren Prof. Dr. Ellen BOS, Prorektorin der Andrássy Universität Budapest, Prof. emer. Dr. Werner J. PATZELT, emeritierter Professor der Technischen Universität Dresden und MCC Visiting Fellow und Michael WINZER, Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung.
In der ersten Podiumsdiskussion, noch vor der Bekanntgabe der vorläufigen Wahlergebnisse, erörterten die Teilnehmer die zu erwartenden Veränderungen im Wahlverhalten, deren mögliche Ursachen und tauschten sich darüber aus, was ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren sind, die den Wahlerfolg einer Partei beeinflussen. Nach der Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse wurde eine kurze Bewertung vorgenommen und anschließend ein Stehempfang veranstaltet.
Nach dem Stehempfang wurde das offizielle Wahlergebnis bekanntgegeben und die Anwesenden hatten die Möglichkeit Fragen zu stellen. Die CDU konnte die Landtagswahl vom 15. Mai in Nordrhein-Westfalen, bis 2005 eine Hochburg der Sozialdemokraten, mit 35,7 % der Stimmen für sich entscheiden. Die Wahlbeteiligung war mit 55,5% auf einem niedrigen Niveau. Die CDU lag genau neun Prozentpunkte vor der SPD (26,7 %, minus 4,6 %), die damit das schlechtestes Ergebnis in NRW ihrer Geschichte erzielte. 18,2 % (plus 11,8 %) und damit ein Rekordhoch erreichten die Grünen, während die FDP (5,9 %), der kleinere Koalitionspartner, fast sieben Prozentpunkte verlor. Die rechtsextreme Alternative für Deutschland (5,4 %) musste ebenfalls einen Rückgang ihrer Unterstützung hinnehmen, während die Linke mit 2,1 % weiterhin auf dem Weg der völligen Desintegration ist.
In Anbetracht der Ergebnisse konzentrierte sich die zweite Podiumsdiskussion auf die möglichen Koalitionen. Aufgrund des schwachen Abschneidens der FDP wird die derzeitige schwarz-gelbe Koalition (CDU-FDP) nicht fortgeführt werden können. Im 195 Sitze zählenden Düsseldorfer Landtag erscheint eine schwarz-grüne Regierungskoalition am wahrscheinlichsten, gleichwohl auch die Möglichkeit einer auf Bundesebene bereits bestehende Ampelkoalition angesprochen wurde. Eine Große Kolalition hingegen stellt wohl nur eine rechnerische Möglichkeit dar.
Zum Abschluss der Veranstaltung verfolgten die Teilnehmer gemeinsam die Wahlauswertungsdebatte der Berliner Runde, in der die Generalsekretäre, stellvertretenden Sekretäre oder Fraktionsvorsitzenden der zur Wahl angetretenen Parteien über die Ergebnisse und das weitere Vorgehen diskutierten.