In der Geschichte Ungarns und damit Budapests kommt den auf dem Gebiet des Karpatenbeckens lebenden Deutschen eine wichtige Rolle zu.
Aufzeichnungen zufolge kamen die ersten deutschsprachigen Siedler zusammen mit Königin Gisela in Ungarn an. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte festigten sich die Ansiedlungsbewegungen aus den deutschsprachigen Sprachgebieten und führten daher zu einer mal größeren, mal kleineren, aber konstanten Einwanderung. Gewisse historische Ereignisse – wie der Tatarenzug oder der Sieg über die Türken – verliehen der Migration aus den deutschen Ländern einen neuen Schwung, da die wegen der Kriege entvölkerten Gebiete neu bevölkert werden sollten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm infolge der Vertreibung des osmanischen Heeres die erste organisierte Ansiedlungswelle nach Ungarn ihren Anfang. Im Rahmen dieser Welle kamen aus den süddeutschen Gebieten, in erster Linie aus Schwaben, neue Bewohner nach Ungarn. Zu dieser Zeit entstanden viele schwäbische Siedlungen im Umland von Budapest – von daher stammt auch die für die Ungarndeutschen im Allgemeinen verwendete Bezeichnung „Schwaben, die sich auch in den Sprachen der anderen Völker des Donauraum etablierte.
Im mittelalterlichen Buda (von den Deutschen früher Ofen genannt) und Pest (Pesth) waren die deutschen Bewohner den anderen Nationalitäten gegenüber in der Überzahl. Sie bildeten das Rückgrat der städtischen bürgerlichen Handwerker- und Händlerklasse, wodurch sie eine bedeutende Rolle bei der Stadtentwicklung und später bei der Industrialisierung spielten. Die Wohnhäuser und Kirchen der Deutschen in Pesth wurden entlang der bedeutenden Hauptstraßen gebaut. Das findet sich auch in den – später magyarisierten – Namen öffentlicher Plätze wieder, wie etwa im Falle des Waitzener Thors, des Serviten Gässls oder der Herrn Gasse. Es ist eine durchaus bemerkenswerte Tatsache, dass sich die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer, auf den Straßen von Budapest spazierend, auch heute noch beobachten lassen: Ein Beispiel dafür ist der Spielplatz bei der Kreuzung der Bástya-Straße und der Veres-Pálné-Straße, wo die alte Steinmauer und die in die Wand des Nachbarhauses eingebauten Schießscharten sichtbar sind.
Die deutschsprachige Bevölkerungsmehrheit von Pesth und Buda bestand bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Deutschen von Budapest, die auch vonseiten des Wiener Hofs unterstützt wurden, hatte zudem eine bedeutende Rolle bei der Stadtverwaltung inne. Auf diese Weise waren der Stadtrichter, der Bürgermeister und die Mitglieder des Stadtrates oftmals deutscher Herkunft, wodurch die Aneignung des Deutschen als der führenden Sprache Budapests auch für die ungarischen Bürger eine Pflicht war. Neben der Hochsprache wurden in Pesth 37 und in Buda 50 unterschiedliche deutsche Dialekte gesprochen. Das veranschaulicht, wie vielfältig die Bevölkerung der ungarischen Städte damals war. Dass Pesth in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Zentrum des Königreichs Ungarn wurde, ist teilweise den Aktivitäten der Deutschen zu verdanken. Sie gründeten nämlich zahlreiche bedeutsame Hotels, Restaurants, Theater und Druckereien. Von dieser Epoche zeugen mehrere Unternehmen, die auch heute noch in Budapest besucht werden können, wie das Restaurant Gundel, die Schokoladenfabrik Stühmer oder die Bierbrauerei Dreher.
Solange die Monarchie bestand, galt neben dem Gastgewerbe auch die Architektur als typisch deutsche Profession. Das Stadtbild von Budapest wurde von Meistern, Handwerkern und Architekten deutscher Nationalität und Abstammung elementar geprägt. Aus dem Sudetenland kam der Architekt Johann Hild nach Ungarn, der das erste offizielle, vom Palatin Joseph initiierte Stadtentwicklungsdokument von Budapest, den Verschönerungsplan, schuf und zum Teil durchführte. Der Verschönerungsplan beinhaltete den Grundriss des heutigen Vörösmarty-Platzes und des József-Nádor-Platzes wie auch Entwürfe für den Bau klassizistischer Paläste am Donauufer. Das Werk von Johann Hild wurde von seinem bereits in Ungarn geborenen Sohn József weiterentwickelt. Ihm sind u.a. das Palais Gerbeaud auf dem Vörösmarty-Platz, das Haus Károlyi-Trattner auf der Petőfi-Sándor-Straße oder das Gross-Haus am József-Nádor-Platz zu verdanken. Darüber hinaus begannen auch die Bauarbeiten an der St-Stephans-Basilika auf der Grundlage seiner Entwürfe. Zahlreiche weitere ikonische Gebäude der Stadt lassen sich mit dem Namen von Michael Pollack in Verbindung bringen, der aus Wien nach Ungarn übersiedelte. Hierzu zählen etwa die evangelische Kirche auf dem Deák-Platz, das Palais Sándor in der Burg, das Ludoviceum, das Schloss Festetics sowie das Ungarische Nationalmuseum.
Den damaligen Stadtplan betrachtend ist es leicht nachvollziehbar, welche rasante Entwicklung ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Budapest stattfand. Nach 1786 wurde nördlich der alten Stadtmauer ein neuer Stadtteil aufgebaut, der anlässlich der Krönung von Leopold II. den Namen Leopoldstadt bekam. Der Bau der 1787 entstandenen Schiffbrücke, die durch eine Verkettung von Schiffen den Übergang zwischen Ofen und Pesth noch weit vor dem Bau der Kettenbrücke sicherte, wirkte sich auf die Entwicklung der Gegend sehr belebend aus. Auf dem Stadtplan können wir zahlreiche, heute nicht mehr stehende, Gebäude sehen, die vom ehemaligen kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Deutschen zeugen. Ein Beispiel dafür ist das Deutsche Theater Pest (Pesti Német Színház), das sich auf dem heutigen Vörösmarty Platz befand und über die größte Kapazität unter den europäischen Theatern seiner Zeit verfügte. Ein anderes Beispiel ist das Neugebäude (Újépület), das ursprünglich als Volkswohlfahrtsinstitution, dann als Kaserne und Gefängnis diente und nach dessen Abriss dort später der Freiheitsplatz entstand. Es ist ebenfalls aufschlussreich, einen Blick auf die Namen der öffentlichen Plätze des Stadtplanes zu werfen, von denen viele auch heute noch den ursprünglichen deutschen Sinn bewahrt haben, wenngleich in ungarischer Form. Zum Beispiel gehören hierzu die Alte Postgasse, die als eine Station der Postkutsche nach Wien fungierte, oder die den Namen des ehemaligen Stadtrichters tragende Karpfensteingasse.
In den 1890-er Jahren bekannten sich bloß nunmehr 13% der Bevölkerung des bereits aus seinen beiden Stadtteilen Ofen und Pesth vereinigten Budapests als Deutsche. Dies lässt sich einerseits auf die natürliche Assimilation, andererseits auf die sich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verstärkende Magyarisierungspolitik zurückführen. Die Magyarisierung hatte hingegen auf die in der Gegend von Budapest lebenden Schwaben einen geringeren Einfluss, sodass dort mehrere auch heute noch auffindbare Denkmäler das Erbe ihrer früheren Gemeinschaften bewahren. Ein Beispiel hierfür ist das zum II. Bezirk von Budapest gehörende Hidikut (Pesthidegkút), in dessen Altdorf sich die ursprüngliche schwäbische Kirche und ein unverfälschtes Stückchen des Dorfes besichtigen lassen. Eine ebenfalls bedeutende schwäbische Bevölkerung lebte auf dem Gebiet des heutigen zum XXII. Bezirk gehörenden Budafok (Promontor) bzw. Budatétény (Kleinteting) und des zum XXIII. Bezirk gehörenden Soroksár (Markt). In der Bevölkerung der zuvor florierenden schwäbischen Dörfer richteten die Aussiedlungen nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch unumkehrbare Schäden an. Zwischen 1946 und 1947 wurde zum einen ein Teil der ungarndeutschen Bevölkerung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, zum anderen wurden viele Donauschwaben nach Deutschland vertrieben. Der Vertreibung der Ungarndeutschen gedenkt das in Soroksár im Jahre 2016 aufgestellte Denkmal des Bildhauers Sándor Kligl, das den Namen „Elűzetés“ (Vertreibung) trägt. Das Denkmal stellt ein Kind mit seiner Mutter dar – des Vaters beraubt –, wie sie von ihrer geliebten Heimat in den letzten Momenten vor ihrer Aussiedlung Abschied nehmen.
Trotz der Vertreibungen bewahren zahlreiche ungarische Familien bis heute die Traditionen ihrer deutschen Vorfahren. Die Ungarndeutschen – deren Zahl landesweit auf rund 180.000 geschätzt wird - sind momentan eine der bedeutendsten Minderheiten in Ungarn. Die Weitergabe und die Bewahrung der deutschen Sprache wie auch der Traditionen werden durch ein breites institutionelles System ermöglicht. Eine der bedeutendsten Einrichtungen ist das in der Nähe des Heldenplatzes liegende Ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum, das mit deutschsprachigen Ausstellungen, Puppentheatern, Filmvorführungen, Konzerten und Festivals zur Popularisierung der Nationalitätenkultur beiträgt. Wir könnten ebenso das landesweite Netzwerk der Nationalitätenkindergärten, -schulen, -theater und -bibliotheken erwähnen, dessen Ziel es ist, dass auch die neue Generation die Kultur ihrer Vorfahren kennenlernen kann. Die erhalten gebliebenen geistigen Überlieferungen und materiellen Denkmäler der deutschen Nationalität werden in zahlreichen ungarischen Museen bewahrt. In der unmittelbaren Nähe von Budapest können wir im Jakob Bleyer Heimatmuseum zu Wudersch in die Geschichte und Wohnkultur der Schwaben in der Gegend von Budapest eintauchen. Für diejenigen, die sich für die Geschichte der Ungarndeutschen interessieren, ist es unbedingt empfohlen, das Ungarndeutsche Museum in Tata zu besuchen, welches auf 500 m2 die Kultur und die Lebensweise der Ungarndeutschen vorstellt.